Hallo ihr Lieben alle,
kurze technische Sache: Nachdem jetzt auch die liebe Marie den Blog nutzt (juhu!) und es vielleicht etwas unuebersichtlich ist, gibt es "Labels". Ihr koennt einfach links auf den entsprechenden Namen klicken und es erscheinen nur die Beitraege der betreffenden Person.
So, ansonsten bin ich umgezogen und wohne jetzt - wieder mit Dominique- in einer Wohnung, die billiger, jugendlicher ist und eine Terasse, aber weder Telefon noch Internet hat. Das ist aber weniger schlimm, da hier die Internetcafès echt bezahlbar sind und ich einfach etwas Zeit im Buero mit E-mail-Schreiben verbringen kann. Nur Telefonieren wird komplizierter.
Momentan herrscht hier uebrigens der Ausnahmezustand. Morgen ist hier naemlich Nationalfeiertag (fiestas patrias) und uebermorgen ein anderes Fest (gehoert aber auch zu den fiestas patrias). Und weil es sich dann gar nicht lohnt, montags zu arbeiten tut das auch keiner. Und dann hat man das Wochenende davor, da ist arbeiten auch nicht so spannend. Also ruht Santiago seit Freitag Nachmittag. Zudem hat etwa die Haelfte der Bevoelkerung sich aufgemacht und ist in den Urlaub gefahren, was den Eindruck einer verlassenen Stadt noch verstaerkt. Es gibt kaum Leute auf der Strasse und ausser ein paar Cafès und Supermaerkten haben alle Laeden geschlossen.
Dafuer gibt es viele Feten. Gestern waren wir - ich mit den zwei Maedels aus meinem Projekt und einigen Freund_innen von ihnen - in einer Fonda. Das ist so etwa wie Kirmes/Dult/weiss nicht, wie man das ausserhalb Bayerns nennt. Jedenfalls gibt es viele Bierzelte, Alkohol, Fleisch und Tanz. Wenn ihr euch jetzt fragt, was ich dort mache: Mich mit den anderen ueber die Preise (7000 CLP, etwa 9€ fuer den Liter Bier) aufgeregen, unterhalten und ich hab tatsaechlich ein vegetarisches Sandwich gefunden!
Der Alkohol spielt bei den Fiestas Patrias im Uebrigen eine ausnehmend grosse Rolle, weswegen fast alle furchtbar betrunken sind und das den ganzen Tag ueber.
Irgendwann werd ich den Cueca, den chilenischen Nationaltanz lernen. Auch wenn ich gestern darueber aufgeklaert wurde, dass der erst unter der Diktatur Pinochets als Nationaltanz etabliert wurde, um ein Gemeinschaftsgefuehl zu schaffen...
Uebermorgen gibt es noch einen grossen Militaermarsch. Da kommen alle Soldaten aus ganz Chile und sie latschen ueber einen Betonplatz. Da kommt alles, was die so haben, vom Panzer bis zur Hundestaffel der Polizei. Ihr kennt ja alle meine Vorliebe fuer's Militaer... Aber vielleicht schau ich mir das trotzdem an, koennte spannend sein.
Ich werde weiterhin berichten.
Montag, 17. September 2007
Samstag, 15. September 2007
Bonjour
Salut mes chères!
So, bin jetzt auch gut in Bordeaux angekommen und habe mich weitgehend akklimatisiert! Wollte auch schon eher schreiben, aber das I-net in meiner WG funzt grad net und ich hatte die letzten Tag andere Sorgen als mich zu einem Cybercafé durchzufragen. Nun sitz ich beim McDo gegenüber, wo man – so erfuhr ich just – kostenlos die digitale Datenautobahn befahren kann :-)
Bordeaux ist für mich nach wie vor eine wirklich wunderschöne Stadt. Mein Eindruck vom März diesen Jahres hat sich in vollem Umfang bestätigt. Ich kann mich kaum satt sehen. Bin die letzten Tage häufig einfach stundenlang sinnlos herumflaniert und muss wirklich sagen: „Ca me plait beaucoup ici!
Im Moment haben wir hier auch großartiges Wetter (auf wenn ich da mit Chile und der Türkei sicherlich nicht konkurrieren kann ;-) aber jeden Tag 28 Grad und Sonnenschein…daran könnt ich mich schon gewöhnen.
So jetzt zu den praktischen Dingen. Organisatorisch hat bei der Reise alles prima funktioniert. Keine Verspätungen, keine verlorenen Gepäckstücke. Am Rande hier ein kleiner Tipp: Auf Anraten meiner Großeltern habe ich den Löwenanteil meiner Sachen mit dem Hermesversand nach Bordeaux geschickt. Es hat sicher herausgestellt, dass dies eine relativ günstige und sehr unkomplizierte Weise ist, sein Gepäck auch ins Ausland zu liefern. Kann ich nur weiterempfehlen! Ist auf jeden Fall billiger, als am Flughafen Übergewicht beim Gepäck nachzuzahlen. Das kostet pro Kilo tatsächlich 12 Eusen!!! Naja, aber darauf will ich jetzt nicht genauer eingehen…
Mein Zimmer gefällt mir super gut! Besonders seit ich mir eine Art „Marburg-Gedächtnis-Foto-Wand“ eingerichtet hab, damit ich Euch „sehen“ kann, wann ich will *g*. Die Mädels aus meiner WG haben mir auch so viel Stress abgenommen. Mein Zimmer war im Prinzip komplett eingerichtet. Sogar nen Fernseher, Handtücher und Bettwäsche, sowie Stadtpläne haben sie mir hingelegt. Echt unglaublich! Was ich noch immer nicht glauben kann, ist, dass ich mein eigenes Badezimmer habe, voll krass. Dreier-WG, 3 Badezimmer (die spinnen die Franzosen, hi hi).
Am Donnerstag war dann der große Tag: Begrüßung der ErasmusstudentInnen an der Uni (petit déjeuner) und Einstufungstest. Die Uni finde ich klasse. Sie ist total klein (Ein Gebäude!) da sie wirklich nur für Politikwissenschaft ist. Die Begrüßung allerdings war ein auch ein bissl einschüchternd, weil uns über 2 Stunden erzählt wurde, wie toll diese Uni ist, wie glücklich wir und schätzen dürfen hier ein Jahr studieren zu dürfen und wie hart die Auswahlverfahren, die die Einheimischen absolvieren müssen eigentlich sind…
Der Einstufungstest war auch super schwer. Hab mich gefühlt, als ob ich noch nie im Leben Französisch gesprochen hätte – einziger Trost: es ging wirklich allen so, also haben wir uns darauf geeinigt, dass das natürlich nicht an uns lag (hi, hi) und der Test ganz einfach nur viel zu krass war ;-).
Frankreich ist sehr, sehr teuer!!! Um zu verdeutlichen, wie teuer sei einmal folgender Vergleich zwischen deutschen und Bordelaisen Verhältnissen angeführt: Wir haben den „Ein Euro Shop“, sie haben (ta, ta, ta, taaaa) richtig den „Zwei Euro Shop“. Dieses Beispiel erweist sich leider auch in Bezug auf die meisten anderen Produkte als repräsentativ (inklusive Lebensmitttel). Wenn ich hier billig einkaufen will, geh ich zu „Auchon“ eine Kette, die in etwa preislich mit unserem neuen Rewe am Erlenring gleichzieht. Tatsächlich wurde mir von Einheimischen gesagt, dass Auchon die billigste Einkaufsmöglichkeit in der Stadt sei. Naja aber es kursiert unter den ErasmusstudentInnen noch das Gerücht, dass es irgendwo in der Peripherie (fast am außerhalb liegenden Flughafen) einen Lidl geben soll.
Studiengebühren werden hier nicht gezahlt. Dafür gibt es jedoch auch kein Semesterticket! Das ist auch so ein Kostenpunkt, den ich einfach nicht einkalkuliert hatte und um meinen Bibliotheksausweis zu erhalten, muss ich eine Kaution von 80€ hinterlegen.
So, aber jetzt genug von den ohnehin unabänderlichen Preisen...
Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass es hier eine unglaublich breite alternative Szene zu geben scheint, was immer genau ich auch damit meine *g*. Aufgefallen ist mir einfach, dass ich bislang kaum „Schicksen“ gesehen hab, überall Jugendliche mit Instrumenten sitzen und was mir besonders gut gefällt: Hier spielen sie alle Pois :-))) Kann mir hier überall Tricks abgucken, juhu. Werde nachher erstmal zum Fluss gehen und mitspielen, hi hi. Ansonsten bin ich bis Sonntag leider noch ziemlich alleine hier. Das kotzt mich ein bissl an… Meine Mitbewohnerinnen kommen erst Sonntag und überhaupt sind die meisten StudentInnen noch irgendwo en vacances. Ein Erasmusprogramm, wird erst ab dem 23. Sept. angeboten. Am Donnerstag, als wir alle zusammen gefrühstückt haben, war mir das noch nicht klar, dachte ich seh die Erasmusleuts morgen wieder, deshalb hab ich mir keine Telefonnr. besorgt und bin auch schnell nach dem Einstufungstest abgehauen, weil ich noch immer krank bin und unbedingt pennen wollte. Naja, aber das wird schon mit dem Kontakt, denk ich. Irina hab ich natürlich auch wieder getroffen. Ihr geht’s übrigens auch gut! Am Montag seh ich sie wieder (am WE ist sie in Russland auf ner Hochzeit), dann frag ich sie mal direkt, ob sie nicht Lust hat ebenfalls in diesem großartigen Block zu schreiben! Sie hat auch eine schöne WG in der Innenstadt gefunden und scheint zwar gestresst aber auch glücklich :-). Ihr seht also um uns muss man sich wirklich keine Sorgen machen, hi, hi.
Ich hoffe bei Euch läuft auch alles gut! Auf ein erfolgreiches und inspirierendes Jahr! Vive Erasmus! Vive la France! Gros Bisou à vous tous et
À bientôt!
Marie
So, bin jetzt auch gut in Bordeaux angekommen und habe mich weitgehend akklimatisiert! Wollte auch schon eher schreiben, aber das I-net in meiner WG funzt grad net und ich hatte die letzten Tag andere Sorgen als mich zu einem Cybercafé durchzufragen. Nun sitz ich beim McDo gegenüber, wo man – so erfuhr ich just – kostenlos die digitale Datenautobahn befahren kann :-)
Bordeaux ist für mich nach wie vor eine wirklich wunderschöne Stadt. Mein Eindruck vom März diesen Jahres hat sich in vollem Umfang bestätigt. Ich kann mich kaum satt sehen. Bin die letzten Tage häufig einfach stundenlang sinnlos herumflaniert und muss wirklich sagen: „Ca me plait beaucoup ici!
Im Moment haben wir hier auch großartiges Wetter (auf wenn ich da mit Chile und der Türkei sicherlich nicht konkurrieren kann ;-) aber jeden Tag 28 Grad und Sonnenschein…daran könnt ich mich schon gewöhnen.
So jetzt zu den praktischen Dingen. Organisatorisch hat bei der Reise alles prima funktioniert. Keine Verspätungen, keine verlorenen Gepäckstücke. Am Rande hier ein kleiner Tipp: Auf Anraten meiner Großeltern habe ich den Löwenanteil meiner Sachen mit dem Hermesversand nach Bordeaux geschickt. Es hat sicher herausgestellt, dass dies eine relativ günstige und sehr unkomplizierte Weise ist, sein Gepäck auch ins Ausland zu liefern. Kann ich nur weiterempfehlen! Ist auf jeden Fall billiger, als am Flughafen Übergewicht beim Gepäck nachzuzahlen. Das kostet pro Kilo tatsächlich 12 Eusen!!! Naja, aber darauf will ich jetzt nicht genauer eingehen…
Mein Zimmer gefällt mir super gut! Besonders seit ich mir eine Art „Marburg-Gedächtnis-Foto-Wand“ eingerichtet hab, damit ich Euch „sehen“ kann, wann ich will *g*. Die Mädels aus meiner WG haben mir auch so viel Stress abgenommen. Mein Zimmer war im Prinzip komplett eingerichtet. Sogar nen Fernseher, Handtücher und Bettwäsche, sowie Stadtpläne haben sie mir hingelegt. Echt unglaublich! Was ich noch immer nicht glauben kann, ist, dass ich mein eigenes Badezimmer habe, voll krass. Dreier-WG, 3 Badezimmer (die spinnen die Franzosen, hi hi).
Am Donnerstag war dann der große Tag: Begrüßung der ErasmusstudentInnen an der Uni (petit déjeuner) und Einstufungstest. Die Uni finde ich klasse. Sie ist total klein (Ein Gebäude!) da sie wirklich nur für Politikwissenschaft ist. Die Begrüßung allerdings war ein auch ein bissl einschüchternd, weil uns über 2 Stunden erzählt wurde, wie toll diese Uni ist, wie glücklich wir und schätzen dürfen hier ein Jahr studieren zu dürfen und wie hart die Auswahlverfahren, die die Einheimischen absolvieren müssen eigentlich sind…
Der Einstufungstest war auch super schwer. Hab mich gefühlt, als ob ich noch nie im Leben Französisch gesprochen hätte – einziger Trost: es ging wirklich allen so, also haben wir uns darauf geeinigt, dass das natürlich nicht an uns lag (hi, hi) und der Test ganz einfach nur viel zu krass war ;-).
Frankreich ist sehr, sehr teuer!!! Um zu verdeutlichen, wie teuer sei einmal folgender Vergleich zwischen deutschen und Bordelaisen Verhältnissen angeführt: Wir haben den „Ein Euro Shop“, sie haben (ta, ta, ta, taaaa) richtig den „Zwei Euro Shop“. Dieses Beispiel erweist sich leider auch in Bezug auf die meisten anderen Produkte als repräsentativ (inklusive Lebensmitttel). Wenn ich hier billig einkaufen will, geh ich zu „Auchon“ eine Kette, die in etwa preislich mit unserem neuen Rewe am Erlenring gleichzieht. Tatsächlich wurde mir von Einheimischen gesagt, dass Auchon die billigste Einkaufsmöglichkeit in der Stadt sei. Naja aber es kursiert unter den ErasmusstudentInnen noch das Gerücht, dass es irgendwo in der Peripherie (fast am außerhalb liegenden Flughafen) einen Lidl geben soll.
Studiengebühren werden hier nicht gezahlt. Dafür gibt es jedoch auch kein Semesterticket! Das ist auch so ein Kostenpunkt, den ich einfach nicht einkalkuliert hatte und um meinen Bibliotheksausweis zu erhalten, muss ich eine Kaution von 80€ hinterlegen.
So, aber jetzt genug von den ohnehin unabänderlichen Preisen...
Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass es hier eine unglaublich breite alternative Szene zu geben scheint, was immer genau ich auch damit meine *g*. Aufgefallen ist mir einfach, dass ich bislang kaum „Schicksen“ gesehen hab, überall Jugendliche mit Instrumenten sitzen und was mir besonders gut gefällt: Hier spielen sie alle Pois :-))) Kann mir hier überall Tricks abgucken, juhu. Werde nachher erstmal zum Fluss gehen und mitspielen, hi hi. Ansonsten bin ich bis Sonntag leider noch ziemlich alleine hier. Das kotzt mich ein bissl an… Meine Mitbewohnerinnen kommen erst Sonntag und überhaupt sind die meisten StudentInnen noch irgendwo en vacances. Ein Erasmusprogramm, wird erst ab dem 23. Sept. angeboten. Am Donnerstag, als wir alle zusammen gefrühstückt haben, war mir das noch nicht klar, dachte ich seh die Erasmusleuts morgen wieder, deshalb hab ich mir keine Telefonnr. besorgt und bin auch schnell nach dem Einstufungstest abgehauen, weil ich noch immer krank bin und unbedingt pennen wollte. Naja, aber das wird schon mit dem Kontakt, denk ich. Irina hab ich natürlich auch wieder getroffen. Ihr geht’s übrigens auch gut! Am Montag seh ich sie wieder (am WE ist sie in Russland auf ner Hochzeit), dann frag ich sie mal direkt, ob sie nicht Lust hat ebenfalls in diesem großartigen Block zu schreiben! Sie hat auch eine schöne WG in der Innenstadt gefunden und scheint zwar gestresst aber auch glücklich :-). Ihr seht also um uns muss man sich wirklich keine Sorgen machen, hi, hi.
Ich hoffe bei Euch läuft auch alles gut! Auf ein erfolgreiches und inspirierendes Jahr! Vive Erasmus! Vive la France! Gros Bisou à vous tous et
À bientôt!
Marie
Montag, 10. September 2007
Mehr innere Handlung
Dass ich gesagt habe, dass es keinen Anlass fuer einen Kulturschock gibt, war vielleicht etwas vorschnell. Man muss ihn nur etwas suchen. Die Rahmenbedingungen sind tatsaechlich erstaunlich aehnlich. Es stimmt zum Beispiel, dass mein Praktikum auch so in Deutschland stattfinden koennte. (Fuer die Nichtbayer_innen: Stellt euch vor, ihr wuerdet ein Praktikum im Sueden des Landes machen, dann kaeme auch das mit der Sprache hin:-) Gerade sind wir dabei eine Forschungsfrage zu entwickeln, anhand derer wird dann methodisch qualitativ eine Untersuchung durchfuehren. (Fuer die Nichtakademiker_innen: Man braucht erstmal eine genaue Frage oder These, um weitere Fragen stellen zu koennen. Beispielsweise wird unsere Forschungsfrage vielleicht lauten: Haben aeltere Frauen in Chile eine andere Vorstellung von politischer Partizipation als juengere Frauen? Danach kann man die Frauen zum Beispiel fragen, ob sie sich vorstellen koennen, politisch aktiv zu sein und wenn ja, wo. Eher in Posten, die Aussichten auf Machtpositionen garantieren, oder eher in regionalen Bewegungen, die sich auf die Verbesserung der eigenen Umwelt beschraenken. Achja und qualitative Methoden sind nicht ganz so langweilig, wie quantitative.)
Vielleicht ist "Kulturschock" auch die falsche Kategorie. Irgendwie klingt das so nach "meine Kultur ist die normale und die anderen sind alle komisch". Das trifft es aber nicht. Es sind halt andere Lebenshintergruende und andere Sachen sind "normal". Ein Beispiel aus dem feministischen Leben hier: Gestern Abend gab es ein langes Gespraech in der Kueche. Hauptsaechlich haben Dominique und Carmen (nicht ich, meine Chefin) geredet. Wobei Carmen etwas muetterlich versucht hat, Dominique zu erklaeren, dass sie ihr Leben mal ein bisschen ordnen muesste. Dabei war ein grosses Thema, die Benutzung von Kondomen. Im Gegensatz zu One-Night-Stands sind die hier naemlich nicht ueblich. Carmen hat also im Verlaufe des Gespraechs versucht, ein Bewusstsein fuer die Probleme zu schaffen und Dominique eingebleut, dass sie auch "nein" sagen darf, wenn der Typ kein Kondom benutzen will.
Das ist hier echt so ne Sache. Alle Leute, die etwas alternativer sind, lehnen die guten alten romantischen Zweierbeziehungen ab, oder ueberbruecken die Zeit bis zur naechsten. Dabei sind die Maenner aber die "Eroberer" und die Frauen die "Beute". Das Schema ist festgelegt und als Frau bist du entweder nicht alternativ oder komisch, wenn du da nicht mitmachst. Dass fuehrt im uebrigen auch dazu, dass sich die Frauen hier wirklich rechtfertigen muessen, wenn sie nicht wollen. "Willst du mit mir kommen?" - "Nein." - "Warum nicht?" - "Hab keine Lust." - "Warum hast du keine Lust?" Und so weiter.
Andererseits hatten die beiden bei dem Gespraech gestern Abend keinerlei Probleme damit auch Faktoren wie Sternzeichen und Schicksal mit einzubeziehen. Das hab ich naemlich auch schon gelernt hier: Wahrsagen, Sternzeichen, Kartenlegen, Sachen auspendeln wird hier, halb im Spass, halb im Ernst betrieben. Irgendwann muss ich mir auch mal die Zukunft voraussagen lassen.
Und noch ein Paradebeispiel zum Thema konstruierte Realitaeten: In den ersten Wochen hier, hab ich mich gefuehlt und anscheinend auch verhalten, als waere ich gerade mal 16 Jahre alt. Ich haette mich vielleicht wirklich besser auf diese Reise vorbereiten sollen, so hab ich halt auf die praktische Art erfahren, was man hier machen kann und was besser nicht. Weil ich aber nicht wusste, was hier "normal" ist und was mich in ernste Schwierigkeiten bringen kann, war ich bei allem hypervorsichtig und habe ich mich gefuehlt, als braeuchte ich fuer alles Hilfe. Es war etwas einschuechternd, dass die Individualdistanz hier geringer ist, weswegen alle Menschen physisch so nah sind. Ausserdem konnte ich im ersten Monat wirklich wenig sprechen. Jedenfalls war ich unsicher und hab wohl auch falsche Signale gesendet. Denn es ist unwahrscheinlich, wie anders sich Menschen verhalten, wenn man sich selbst anders verhaelt. Ich weiss, dass ich jetzt selbstbewusster auftrete. Dementsprechend versuchen Leute nicht mehr die Verantwortung fuer mich zu uebernehmen. Das heisst, Dominique laesst mich auch mal Sachen alleine machen, Carmen spricht mehr mit mir (und mehr wie mit einer Erwachsenen) und die Machos rufen mir nicht mehr auf der Strasse hinterher, dass ich herzlich eingeladen bin, mit ihnen zu kommen. Konstruktivismus hautnah: Du konstruierst dir deine Realitaet, die von den anderen Menschen bestaetig wird, weil sie auf dich reagieren.
So, jetzt hab ich aber genuegend rumphilosophiert. Die Erkenntnisse sind wohl auch nicht die neusten, aber spannend, wenn man das selbst erfaehrt.
Vielleicht ist "Kulturschock" auch die falsche Kategorie. Irgendwie klingt das so nach "meine Kultur ist die normale und die anderen sind alle komisch". Das trifft es aber nicht. Es sind halt andere Lebenshintergruende und andere Sachen sind "normal". Ein Beispiel aus dem feministischen Leben hier: Gestern Abend gab es ein langes Gespraech in der Kueche. Hauptsaechlich haben Dominique und Carmen (nicht ich, meine Chefin) geredet. Wobei Carmen etwas muetterlich versucht hat, Dominique zu erklaeren, dass sie ihr Leben mal ein bisschen ordnen muesste. Dabei war ein grosses Thema, die Benutzung von Kondomen. Im Gegensatz zu One-Night-Stands sind die hier naemlich nicht ueblich. Carmen hat also im Verlaufe des Gespraechs versucht, ein Bewusstsein fuer die Probleme zu schaffen und Dominique eingebleut, dass sie auch "nein" sagen darf, wenn der Typ kein Kondom benutzen will.
Das ist hier echt so ne Sache. Alle Leute, die etwas alternativer sind, lehnen die guten alten romantischen Zweierbeziehungen ab, oder ueberbruecken die Zeit bis zur naechsten. Dabei sind die Maenner aber die "Eroberer" und die Frauen die "Beute". Das Schema ist festgelegt und als Frau bist du entweder nicht alternativ oder komisch, wenn du da nicht mitmachst. Dass fuehrt im uebrigen auch dazu, dass sich die Frauen hier wirklich rechtfertigen muessen, wenn sie nicht wollen. "Willst du mit mir kommen?" - "Nein." - "Warum nicht?" - "Hab keine Lust." - "Warum hast du keine Lust?" Und so weiter.
Andererseits hatten die beiden bei dem Gespraech gestern Abend keinerlei Probleme damit auch Faktoren wie Sternzeichen und Schicksal mit einzubeziehen. Das hab ich naemlich auch schon gelernt hier: Wahrsagen, Sternzeichen, Kartenlegen, Sachen auspendeln wird hier, halb im Spass, halb im Ernst betrieben. Irgendwann muss ich mir auch mal die Zukunft voraussagen lassen.
Und noch ein Paradebeispiel zum Thema konstruierte Realitaeten: In den ersten Wochen hier, hab ich mich gefuehlt und anscheinend auch verhalten, als waere ich gerade mal 16 Jahre alt. Ich haette mich vielleicht wirklich besser auf diese Reise vorbereiten sollen, so hab ich halt auf die praktische Art erfahren, was man hier machen kann und was besser nicht. Weil ich aber nicht wusste, was hier "normal" ist und was mich in ernste Schwierigkeiten bringen kann, war ich bei allem hypervorsichtig und habe ich mich gefuehlt, als braeuchte ich fuer alles Hilfe. Es war etwas einschuechternd, dass die Individualdistanz hier geringer ist, weswegen alle Menschen physisch so nah sind. Ausserdem konnte ich im ersten Monat wirklich wenig sprechen. Jedenfalls war ich unsicher und hab wohl auch falsche Signale gesendet. Denn es ist unwahrscheinlich, wie anders sich Menschen verhalten, wenn man sich selbst anders verhaelt. Ich weiss, dass ich jetzt selbstbewusster auftrete. Dementsprechend versuchen Leute nicht mehr die Verantwortung fuer mich zu uebernehmen. Das heisst, Dominique laesst mich auch mal Sachen alleine machen, Carmen spricht mehr mit mir (und mehr wie mit einer Erwachsenen) und die Machos rufen mir nicht mehr auf der Strasse hinterher, dass ich herzlich eingeladen bin, mit ihnen zu kommen. Konstruktivismus hautnah: Du konstruierst dir deine Realitaet, die von den anderen Menschen bestaetig wird, weil sie auf dich reagieren.
So, jetzt hab ich aber genuegend rumphilosophiert. Die Erkenntnisse sind wohl auch nicht die neusten, aber spannend, wenn man das selbst erfaehrt.
Sonntag, 2. September 2007
Machos, Faschos und sonstige Sympathen
Vor einem Monat haben Lore und Marie mich zum Flughafen gebracht. Zeit ein umfassendes, langweiliges Resuemee zu ziehen. STOPP! War nur ein Witz, weiterlesen, es kommen spannende Geschichten.
Zum Beispiel war da der 29.08. Zur besseren Vorstellung, das ist ungefaehr wie der erste Mai in Berlin. Viel Polizei, viele Demonstrant_innen und viel Fetz auf den Strassen. Auf dem Heimweg von der Arbeit hab ich gelernt, dass Traenengas ziemlich lange in der Luft bleibt. Die Demo war naemlich schon weg, der wuerzige und reizende Geruch war allerdings noch da, wie ich feststellte, nachdem ich mich gewundert hatte, warum alle Leute sich Tuecher vor die Nasen hielten. Ansonsten hab ich mich mangels Demobezugsgruppe (OTTE WO SEID IHR?) da rausgehalten. Ist irgendwie nicht so prickelnd, wenn die Polizisten ihre Schlagstoecke ziehen und man nicht versteht, was die Leute so sagen.
Das Wochenende dagegen war mit relativ wenig Politik, dafuer ziemlich viel Party und Kunst verbunden.
Ich hab mich naemlich mit den Freunden von René getroffen, die alle wirklich ziemlich nett sind. (@ René: Du haettest mich allerdings vorwarnen koennen, dass das alles Skater und Hiphopper sind...) Viel ueber den gemeinsamen Freund und Exmitbewohner konnten wir allerdings nicht reden, weil wir in einer Disko waren. Mit viel HipHop. Hm, nicht gerade meine Musikrichtung, hab aber - aus purem Trotz trotzdem getanzt. Erwaehnenswert ist hier noch ein Gespraech mit einem richtigen Macho, dass ich im Folgenden annaehernd woertlich wiedergeben werde:
Er: "Was machst du so?"
Ich: "Ich mache ein Praktikum in einer Organisation fuer Frauenrechte."
Er: "Bist du Feministin?"
Ich: "Hm, ja."
Er: "Aha, also ich denke, dass ist schon in Ordnung so, aber am Ende braucht jede Frau einen Mann, um Frau sein zu koennen. Das ist einfach biologisch so."
Aeh, ja, danke.
Neben Machos hab ich auch noch Faschos gesehen. Das war so: Ich sass mit Dominique in "Patagonia", einer sehr netten Bar, gleich neben unserem Haus. Der Abend war warm, weswegen wir einen Tisch unter freiem Himmel vorzogen. Ploetzlich lief ein Punk an uns vorbei, der eine Tasche - offensichtlich erst seit wenigen Augenblicken in seinem Besitz - an sich gedrueckt hatte. Kurz darauf kam der fruehere Besitzer der Tasche mit einigen Freunden angerannt. Insgesamt hatte diese Prozession wenige Haare, dafuer hochgeschnuerte Schuhe. Einen Augenblick spaeter kam die Fascho-Fraktion zurueck. Ohne Tasche, was hoffentlich bedeutet, dass der mutige und ziemlich dumme Dieb auch heute noch bei guter Gesundheit ist. Sie wirkten leicht frustriert und begannen, wohl um nicht untaetig zu sein "Sieg heil!" zur rufen. Ich muss etwas bleich geworden sein, denn Dominique fragte, was die da gerade gesagt haben.
Neben "Sieg heil" hab ich heute auch noch "Heil Hitler" gehoert, womit ein komischer Mann mich auf dem Plaza de Armas beleidigen wollte, als ich ihm weder Geld geben, noch seine Telefonnummer haben oder mit ihm nach Hause gehen wollte.
Damit ihr jetzt aber nicht denkt, dass hier gerade alles ganz furchtbar ist, noch ein paar angenehmere Geschichten:
Gestern habe ich mich mit Viviana getroffen, mit ihr werde ich einen Sprachaustausch machen. Die ist toll. Wir haben uns ungefaehr zwei Stunden wirklich gut unterhalten. Sie ist Schauspielerin und - wie ich am gleichen Abend festgestellt habe - eine ausgesprochen gute. Auf ihre Einladung hin, hab ich mir naemlich das Stueck angesehen, dass sie gerade auffuehren. Ziemlich experimentell und echt super. Ich hab sogar die grobe Handlung und einige Witze verstanden. Es ging um vier Leute, die ein Plagiat begehen und ein fremdes Stueck klauen. In der Folge kommt es zu ziemlichem Streit in der Gruppe, auch weil irgendwelche Leute in andere Leute verliebt waren und so, da hab ich nicht viel verstanden. Was sehr lustig war, war wie sie mit mathematischen Formeln das Geheimnis der Dramaturgie erklaert haben. Ausserdem haben sie noch gesellschafts- und medienkritische Elemente eingebaut. War wirklich toll.
Auch nett, aber etwas schwieriger in der Konversation war Juan, mit dem ich mich heute getroffen habe. Das ist ein Peruaner, den ich im Auslaender_innenbuero kennengelernt habe. Und nachdem ich versprochen hatte, nur eine Stunde wegzubleiben, durfte ich auch gehen. Laut Dominique sind naemlich alle Peruaner Luegner, Diebe und Machos. Ich hab ihr natuerlich gleich an den Kopf geworfen, dass sie Vorurteile hat. Nun gut. Zu der Person von Juan ist zu sagen, dass er definitiv keines der drei Kriterien von Dominique erfuellt. Wird aber vielleicht noch, er ist naemlich auch erst 20. In Chile ist er erst seit kurzem und hat keine Freunde hier, was wohl hauptsaechlich daran liegt, dass er an 6 Tagen in der Woche 10 Stunden in einem Supermarkt arbeitet. (Eine Tatsache, bei der Dominique beinahe aus dem Fenster gesprungen waere.) Und schwierig war die Konversation, weil er anscheinend auch keine Hobbies oder Interessen hat. So gesehen, war es auch nicht so schlimm, dass ich mich nach einer Stunde schon wieder verabschiedet habe. Naja. Witzig daran fand ich eigentlich eher, dass ich hier in Chile schon Erfahrungen mit Dieben (Taxifahrer am Anfang) und Machos (siehe oben und diverse, weniger spektakulaere Erfahrungen) gemacht habe und der Peruaner, vor dem ich ganz fest gewarnt wurde, sich als wirlich unbedrohlich entpuppt hatte. Alle verrueckt. Auf der ganzen Welt.
Zum Abschluss noch kurze News aus der Arbeit: Am Freitag gab es ein Treffen mit meiner neuen Projektgruppe. Wir werden zum Thema "Politische Partizipation junger Chileninnen" eine Untersuchung durchfuehren. Genaueres weiss ich noch nicht, in der naechsten Woche werden wir Texte lesen und das Thema weiter eingrenzen. Aber alle waren hoch motiviert und ich glaube, das wird wirklich lustig.
Also, kein Zettelordnen mit Freddie (dem Menschen, nicht dem Stein) und Silvia mehr.
Herzliche Gruesse an alle, die es geschafft haben, das hier bis zum Ende zu lesen. Ich hoffe, die Laenge der Eintraege sprengt noch nicht den Rahmen des Ertraeglichen und die Ausschnitte aus meinem Leben in Chile langweilen euch nicht zu Tode.
Zum Beispiel war da der 29.08. Zur besseren Vorstellung, das ist ungefaehr wie der erste Mai in Berlin. Viel Polizei, viele Demonstrant_innen und viel Fetz auf den Strassen. Auf dem Heimweg von der Arbeit hab ich gelernt, dass Traenengas ziemlich lange in der Luft bleibt. Die Demo war naemlich schon weg, der wuerzige und reizende Geruch war allerdings noch da, wie ich feststellte, nachdem ich mich gewundert hatte, warum alle Leute sich Tuecher vor die Nasen hielten. Ansonsten hab ich mich mangels Demobezugsgruppe (OTTE WO SEID IHR?) da rausgehalten. Ist irgendwie nicht so prickelnd, wenn die Polizisten ihre Schlagstoecke ziehen und man nicht versteht, was die Leute so sagen.
Das Wochenende dagegen war mit relativ wenig Politik, dafuer ziemlich viel Party und Kunst verbunden.
Ich hab mich naemlich mit den Freunden von René getroffen, die alle wirklich ziemlich nett sind. (@ René: Du haettest mich allerdings vorwarnen koennen, dass das alles Skater und Hiphopper sind...) Viel ueber den gemeinsamen Freund und Exmitbewohner konnten wir allerdings nicht reden, weil wir in einer Disko waren. Mit viel HipHop. Hm, nicht gerade meine Musikrichtung, hab aber - aus purem Trotz trotzdem getanzt. Erwaehnenswert ist hier noch ein Gespraech mit einem richtigen Macho, dass ich im Folgenden annaehernd woertlich wiedergeben werde:
Er: "Was machst du so?"
Ich: "Ich mache ein Praktikum in einer Organisation fuer Frauenrechte."
Er: "Bist du Feministin?"
Ich: "Hm, ja."
Er: "Aha, also ich denke, dass ist schon in Ordnung so, aber am Ende braucht jede Frau einen Mann, um Frau sein zu koennen. Das ist einfach biologisch so."
Aeh, ja, danke.
Neben Machos hab ich auch noch Faschos gesehen. Das war so: Ich sass mit Dominique in "Patagonia", einer sehr netten Bar, gleich neben unserem Haus. Der Abend war warm, weswegen wir einen Tisch unter freiem Himmel vorzogen. Ploetzlich lief ein Punk an uns vorbei, der eine Tasche - offensichtlich erst seit wenigen Augenblicken in seinem Besitz - an sich gedrueckt hatte. Kurz darauf kam der fruehere Besitzer der Tasche mit einigen Freunden angerannt. Insgesamt hatte diese Prozession wenige Haare, dafuer hochgeschnuerte Schuhe. Einen Augenblick spaeter kam die Fascho-Fraktion zurueck. Ohne Tasche, was hoffentlich bedeutet, dass der mutige und ziemlich dumme Dieb auch heute noch bei guter Gesundheit ist. Sie wirkten leicht frustriert und begannen, wohl um nicht untaetig zu sein "Sieg heil!" zur rufen. Ich muss etwas bleich geworden sein, denn Dominique fragte, was die da gerade gesagt haben.
Neben "Sieg heil" hab ich heute auch noch "Heil Hitler" gehoert, womit ein komischer Mann mich auf dem Plaza de Armas beleidigen wollte, als ich ihm weder Geld geben, noch seine Telefonnummer haben oder mit ihm nach Hause gehen wollte.
Damit ihr jetzt aber nicht denkt, dass hier gerade alles ganz furchtbar ist, noch ein paar angenehmere Geschichten:
Gestern habe ich mich mit Viviana getroffen, mit ihr werde ich einen Sprachaustausch machen. Die ist toll. Wir haben uns ungefaehr zwei Stunden wirklich gut unterhalten. Sie ist Schauspielerin und - wie ich am gleichen Abend festgestellt habe - eine ausgesprochen gute. Auf ihre Einladung hin, hab ich mir naemlich das Stueck angesehen, dass sie gerade auffuehren. Ziemlich experimentell und echt super. Ich hab sogar die grobe Handlung und einige Witze verstanden. Es ging um vier Leute, die ein Plagiat begehen und ein fremdes Stueck klauen. In der Folge kommt es zu ziemlichem Streit in der Gruppe, auch weil irgendwelche Leute in andere Leute verliebt waren und so, da hab ich nicht viel verstanden. Was sehr lustig war, war wie sie mit mathematischen Formeln das Geheimnis der Dramaturgie erklaert haben. Ausserdem haben sie noch gesellschafts- und medienkritische Elemente eingebaut. War wirklich toll.
Auch nett, aber etwas schwieriger in der Konversation war Juan, mit dem ich mich heute getroffen habe. Das ist ein Peruaner, den ich im Auslaender_innenbuero kennengelernt habe. Und nachdem ich versprochen hatte, nur eine Stunde wegzubleiben, durfte ich auch gehen. Laut Dominique sind naemlich alle Peruaner Luegner, Diebe und Machos. Ich hab ihr natuerlich gleich an den Kopf geworfen, dass sie Vorurteile hat. Nun gut. Zu der Person von Juan ist zu sagen, dass er definitiv keines der drei Kriterien von Dominique erfuellt. Wird aber vielleicht noch, er ist naemlich auch erst 20. In Chile ist er erst seit kurzem und hat keine Freunde hier, was wohl hauptsaechlich daran liegt, dass er an 6 Tagen in der Woche 10 Stunden in einem Supermarkt arbeitet. (Eine Tatsache, bei der Dominique beinahe aus dem Fenster gesprungen waere.) Und schwierig war die Konversation, weil er anscheinend auch keine Hobbies oder Interessen hat. So gesehen, war es auch nicht so schlimm, dass ich mich nach einer Stunde schon wieder verabschiedet habe. Naja. Witzig daran fand ich eigentlich eher, dass ich hier in Chile schon Erfahrungen mit Dieben (Taxifahrer am Anfang) und Machos (siehe oben und diverse, weniger spektakulaere Erfahrungen) gemacht habe und der Peruaner, vor dem ich ganz fest gewarnt wurde, sich als wirlich unbedrohlich entpuppt hatte. Alle verrueckt. Auf der ganzen Welt.
Zum Abschluss noch kurze News aus der Arbeit: Am Freitag gab es ein Treffen mit meiner neuen Projektgruppe. Wir werden zum Thema "Politische Partizipation junger Chileninnen" eine Untersuchung durchfuehren. Genaueres weiss ich noch nicht, in der naechsten Woche werden wir Texte lesen und das Thema weiter eingrenzen. Aber alle waren hoch motiviert und ich glaube, das wird wirklich lustig.
Also, kein Zettelordnen mit Freddie (dem Menschen, nicht dem Stein) und Silvia mehr.
Herzliche Gruesse an alle, die es geschafft haben, das hier bis zum Ende zu lesen. Ich hoffe, die Laenge der Eintraege sprengt noch nicht den Rahmen des Ertraeglichen und die Ausschnitte aus meinem Leben in Chile langweilen euch nicht zu Tode.
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