Sonntag, 15. Februar 2009

Ein paar Worte zum Essen.

Da ich nicht fähig bin, mir selber etwas Vernünftiges zu kochen (es gibt z.B. keine Fertigspaghetti!), berichte ich über meine Erfahrungen mit der indischen Gastronomiekultur. Ich versuche mal, nach Qualität bzw. Kosten zu ranken.

Wenn man das Geld hat, kann man auf europäischem Luxusniveau essen. Das geht in Delhi beispielsweise in den besten Hotels wie dem Taj oder dem Imperial. Laaaaangweilig, weil die geneigte Leserin die Köstlichkeiten und die Preise schon aus Deutschland kennt. Es schmeckt alles wunderbar, aber man denkt immer an die Rechnung und mag es nicht recht geniessen.

Darunter stehen die "guten" Restaurants mit indischer Küche. Hier stehen die uniformierten Kellner einander im Weg und servieren durchaus leckere Sachen. Hier zum Beispiel mit Gemüsepamp und Käse gefüllte Pilze, dazu garlic naan:



Garlic naan ist eine tolle Erfindung: Dünnes Brot, frisch gebacken und mit Knoblauch durchsetzt. In Nordindien isst man seine Gerichte mit solchem Brot, meist ohne garlic, als Beilage, im Süden eher nicht so.

Solche Restaurants sehen ganz gut aus, haben aber auch manchmal ihre Tücken. Bei einigen kann man die Toiletten aus hygienischen Gründen nicht würdevoll benutzen, bei anderen lungern die Kellner frech mit der Rechnung am Tisch herum und gucken erwartungsvoll, damit man durch den sozialen Druck der unangenehmen Situation auch dick Trinkgeld gibt. Ja, ich meine Dich, "The Host"!

Es gibt natürlich auch Restaurant-Ketten, Im "Rhajastani" o.s.ä. am Connaught Place in Delhi kann man z.B. ein witziges all-you-can-eat Thali essen. Thali ist eine Auswahl an Spezialitäten, die man in jeweils kleinen Mengen auf einmal vorgesetzt bekommt.



In besagtem Restaurant am Connaught Place kommen laufend die Kellner mit Bottichen an den Tisch, um einem die kleinen Schälchen nachzuschenken, es ist ja ein all-you-can-eat! Von den acht kleinen Schälchen auf dem Foto sind vier mit Gemüsezeugs in Soße gefüllt, wenn ich das recht erinnere, drei weitere mit eher suppigeren Soßen, die scharf, süß oder sauer (wie saurer Yoghurt) sein können, dazu sieht man rechts unten einen runden Klops, das ist der in Zuckersirup getunkte Nachtisch. Es gibt natürlich auch drei Sorten Brot und Reis satt.

Eine andere Kette ist Nirulas, wo ich in Dehradun oft zum Lunch hingehe. Das Konzept und die Atmosphäre haben etwas von McDonalds, nur dass man nicht nur Burger bekommt, sondern einige indische Spezialitäten. So z.B. eine sparsamere Veg Thali Variante:



Es gibt zu sehen: Links unten eine Raita, also das saure Soßenzeugs auf Yoghurtbasis, in der oberen Reihe von links zwei Soßen mit Käse, dann Dal Makhani und Gemüse. Links unten der übliche Nachspeise-Zuckerschock-Klopps. Dal ist eine Linsensoße, die zu ganz vielen Gerichten gereicht wird. Grob gibt es gelbes und dunkles Dal. Man isst natürlich teilweise mit den Händen, indem man vom Brot abreisst und mit einer Greifbewegung mit dem Brot eine zweite Sache aufgreift. So esse ich das jedenfalls, und das kann ja nicht so falsch sein!

Auch im Angebot: Veg Kebap!


Das übliche Naan, cottage cheese Klöpse, und zwei Sorten Gemüseballen. Lecker.

Ein solider Mittelklasse Lunch-Schuppen ist das Kumar's hier in Dehradun, wo ich einen recht leckeren Chilli con Carne Ersatz gefunden habe. Das sind Rajma mit Reis:


Sehr scharf für meinen zarten Geschmack, man braucht wirklich die Gemüsestücke am Rand zum Löschen.

Will man es nicht so edel, gibt es noch kleinere Klitschen, in denen man sich zwar hinsetzen kann, die aber ansonsten nicht so einen luxuriösen Eindruck machen. Hier kann man Glück und Pech haben. In Dehradun gehe ich mittags manchmal in den originell betitelten "Food Joint". Statt zehn uniformierter Nichtstuer gibt es dort nur einen freundlichen Kellner (man gibt ja Trinkgeld) und das Essen scheint nicht krank zu machen. Hier mal ein Beispiel, eine große Portion Nudeln mit Ei.



Dazu steht auf dem Tisch ein Schälchen mit Ketchup, weil in Indien zu allem Möglichen Ketchup gegessen wird - z.B. mit Sandwiches oder Burgern, oder eben mit Nudeln. Die weiteren Schälchen auf dem Foto beinhalten scharfe Soßen.

In indischen Lokalen findet man verschiedene Küchen, manchmal hat man sich auf eine spezialisiert, die hauptsächlichen Unterteilungen sind Nord- oder Südindisch, Muglhai und Chinesisch. Die Karten sind unterteilt in vegetarische und nicht-vegetarische Gerichte, wobei die Nudeln wegen der Eier nach indischer Sortierung unter non-veg fallen.

Nord- und Südindisch bezeichnen die jeweiligen regionalen Spezialitäten. Mughlai ist die Küche, die unter persischer Besetzungszeit eingeführt wurde, wenn ich das richtig sehe. Während zumindest Südindische Küche vegetarisch ist, kriegt man Mughlai-Sachen meist mit Fleisch.

Wenn man Pech hat, gelangt man an einen Laden, in dem man der erste weiße Besucher ever ist, so dass der halbstarke Koch aus der Küche kommt, einem neugierig beim Essen zuguckt und semi-heimlich Handyfotos vom großen Ereignis schießt.

Besonderes Pech hat man manchmal wegen der hygienischen Zustände, das kann dann auch schonmal so aussehen:



Und das ist der Schmutz neben den Tischen, auf denen man sein Essen konsumiert - ich will nicht wissen, wie es in der Küche aussieht. Als einer der jugendlichen Angestellten mein Interesse an der Schmutzecke bemerkte, stellte er sich verlegen lächelnd auf den Lappen und wischte mit dem Fuß ein wenig halbherzig hin und her, bis er es sogleich wieder aufgab. Wahrscheinlich hat der ehrliche Wille zur Sauberkeit gefehlt, aber die geradezu herkuleanische Dimension der Aufgabe, dort sauberzumachen, hat ihn bestimmt auch rational abgeschreckt.

Hier noch ein Bild von Dosa Masala, einer südindischen Spezialität. Ich hatte das Gericht schonmal erwähnt, glaube ich. Ein Teig, der nach Esspapier schmeckt und mit einer scharfen Kartoffel-Gemüsemischung gefüllt ist. Dazu gehört der Topf mit fürchterlich scharfer Suppe.



Nach jedem Essen bekommt man ein Schälchen mit so Minzzeug mit Kandiszuckerzeugs. Keine Ahnung, was das genau ist, aber man schüttet sich was in die Hand und schmeisst es sich mit Schwung in den Mund, damit man nicht so stinkt. Oder so. Naja, ist ganz lecker.



Es geht natürlich auch noch eine Stufe niedriger, man kann an den Straßenständen essen. Überall in Delhi (aber merkwürdigerweise nicht in Dehradun) kriegt man z.B. Momos, kleine, gefüllte Teigbällchen, die man schnell warm gemacht und mit scharfer Soße in die Hand gedrückt bekommt. Schmeckt ganz ok, aber es ist auch schonmal jemand davon krank geworden...

My favorite Straßenstand hier in Dehradun verkauft mir manchmal Frühstück, wenn ich die Zeit und Nerven dazu habe. Dort bekommt man z.B. Toastbrot mit Kräutersoßenfüllung in Backteig frittiert. Köstlichst, der Backteig. Das Zeug tunkt man sich natürlich in Ketchup.



Der Besitzer des Ladens ist extrem freundlich (keine Ironie), weshalb ich hier extra noch zwei Werbefotos für den Laden reinpacke.

Die Sicht nach draussen, wo von der Hauptstraße und dem nebenan gelegenen Autoschuppen immer Abgase, Autolackiergift und Fliegen hineinschwärmen und sich auf Essen legen. UND DER KUNDE RECHTS FASST SICH GERADE IN DIE HOSE, das fällt mir ja jetzt erst auf.



Und die Rückwand des Loches, wo der Koch arbeitet. Ja, das ist die ganze Küche.


Zum Nachtisch kann man sich dann Sweets holen, die eigentlich immer sehr süß sind und eine teigige Konsistenz haben.

Mmmh, Sweets...

3 Kommentare:

carmen hat gesagt…

Ich erinner mich, dass wir diese Zucker-Klops-Nachspeise-Dinger mal selbst zu machen versucht haben! Sind die Originale auch steinhart und liegen noch zwei Stunden im Magen?

Christoph hat gesagt…

Die sind etwa so weich wie Rosinenbrot und schmecken köstlich-süß!

Und wahrscheinlich liegen sie auch schwer im Magen, wenn man sie in den Mengen isst wie wir damals.

Wir hatten damals, glaube ich, zwei riesige Schüsseln und haben die mit einer das-muss-alles-weg Haltung weggeputzt.

Und sogar den armen DSA-Freunden anzudrehen versucht!

Anonym hat gesagt…

Wieso "die geneigte Leserin"?