Dienstag, 31. März 2009

Die letzten Tage

Jaja, die Reise neigt sich nun dem Ende entgegen. Was passierte in den letzten Tagen?

Nachdem wir das laaaangsame Bundi endlich verlassen konnten, fuhren wir nach Jodhpur. Die blaue Stadt. Dort kuckten wir uns ein Fort an, das eigentlich eher einem Palast aehnelt. (Ehrlich, mir sind die Unterschiede nicht ganz klar.) Schon beeindruckend war, von dort runter auf Old Jodhpur zu sehen, in dem alle Haeuser in einem laeuchtenden Blau gestrichen sind. Das hat allerdings keinen kulturellen oder religioesen Sinn, sondern soll Insekten fernhalten und blau ist eine billige Farbe. Ob wir insgesamt allerdings weniger Kakerlaken als sonst gesehen haben, weiss ich nicht mehr.

Nach zwei Tagen in Jodhpur ging es weiter und nun sind wir - tatatataaaaa - wieder in Delhi. Hier gab es noch viel zu tun: Hippie-Kram kaufen, durch Bazaare schlendern und einen riesigen Moscheekomplex Qutab Minar ansehen. Achja und krank werden. Es ist also doch noch passiert: Am Sonntag verbrachte ich den Tag mit Magenproblemen (plastischere Beschreibung liefere ich auf Wunsch gerne nach) im Hotelzimmer. Ich weiss jetzt: Nie wieder Jalebi. Schon der Klang.... hrgh. Dafuer gab es Montag Abend wieder Schonkost und heute morgen das erste richtige Fruehstueck. Wie man sich ueber einfache Dinge manchmal doch freuen kann!

Montag, 23. März 2009

80 Minuten für einen Lassi

Wir sind in Bundi (wie immer in einem ehem. Kuhstall untergebracht), einem gerade für den Mini-Massen-Tourismus aufwachenden Oertchen mit altem Prachtschloß. Erst- und Zweitfrau des lokalen Gewaltherrschers hatten eigene Luxusappartments und es gibt viele Wandmalereien, die die Herrscherfamilie beim Saufen und Kiffen zeigen. Man unterscheidet schön simpel in einen Lieblingsherrscher der Dynastie, der drei Stunden pro Tag die Sorgen seiner Untertanen angehört hat und jetzt in einem Schrein als Heiliger verehrt wird; und es gibt den Bösewicht, der 64 Frauen hatte und sich nicht um die Untertanen kümmerte.

Das alles erzählt einem der in jedem Reiseführer empfohlene Guide, ein sehr aufdringlicher Mann, der einen dauernd am Arm in irgendwelche Ecken reisst, weil man das Palast-Innere von seinen Zentimeter-peniblen Fantasiemarkierungen aus angeblich am besten bewundern kann. Wie so viele Inder hat er die Macke, alles in Rangfolgen zu packen und hat aus den hunderten Wandbildern extra die fünf besten ausgesucht, die man sich dann auch ausgiebig ansehen muss.

Noch hat die Konkurrenz in Bundi ihr leistungssteigerndes Werk nicht getan, es bleibt genug Geld für alle übrig. Bis die nächste Konsolidierungsphase also zu Leistungssteigerungen zwingt, werden einfach die Maschen des Nachbarn kopiert und man muss 80 Minuten auf einen Lassi warten . Ich ärgere mich doppelt, weil ich effizienteres Arbeiten gewohnt bin und deshalb erstens immer einen Hals kriege, wenn jemand offensichtlich Zeit verplempernd arbeitet; und zweitens, weil ich mir als Antinationalist ganz schön Deutsch mit dieser Reaktion vorkomme.

In unserem Guest House "Lake View" kann man herrlichst im Garten sitzen und den künstlichen See angucken. Wegen des dürftigen Monsun-Ergebnisses letztes Jahr ist der See allerdings eher eine Ansammlung von Pfützen mit Allmende-Wiese. Zwei Kuherden weiden darauf und die Hirtinnen sammeln sogleich den Kot zur Wiederverwertung ein.

Das kann man ausgieig beobachten, weil die hiesige Service-Kultur - wie gesagt - eher an den schlurfigen Bedürfnissen der Kellner denn der Kunden orientiert ist. Da sitzt der Restaurant-Boy (ein armer Tropf, der im 16-Stunden-Tag das Restaurant fast im Alleingang betreiben muss) schonmal Zeitung lesend mit dem Rücken zu seinen Gästen.

Wir haben die Zeit für das Frühstück gestoppt: Nach 50 Minuten kam Carmens Tee, dann zehn Minuten später unser köstlicher Fruchtsalat, nach 80 Minuten dann mein Muesli mit dem ersehnten Lassi. Zähneknirschen und Kopfschütteln füllen mir die Wartezeit.

Oft kopiert ist hier das Konzept des roof top restaurants. In Hampi waren das äußerst angenehme, teilweise individuell gestaltete Plätze zum Rumchillen. Hier in Bundi werden einfach zwei alte, schienbeinhohe Tische mit Gartenstühlen aufs kalte, neonröhrenbeleuchtete Dach gepackt. Man kommt hinauf, indem man der Familie, die in dem Haus wohnt, durch die Wohnetage latscht und sie beim Fernsehen stört. Die ewig quengelnd schreiende Tochter (die Zwölfe mögen mich mit solchen Kindern verschonen!) nimmt die Bestellungen auf und die Mutter macht einem was in der Familienküche.

Nach Bundi sind wir übrigens sehr unentspannt gereist. Erstmal von Hampi aus tagelang in Zug und Bus nach Ellora, einem fiesen Kaff ohne Internet. Highlight auf dem Weg dorthin: das äußerst häßliche Hyderabad. In Ellora gibt es einige dutzend recht spektakuläre Höhlen, die vor ungefähr 1300 Jahren aus dem Berg gehauen wurden. Jeweils mit buddhistischen, brahmanischen und jainischen Motiven oder sogar ganzen Kloster- und Tempelanlagen ausgehauen. Carmen würde jetzt Bilder einfügen, ich habe sowas nicht. Carmen, schreib' nochmal einen Ellora-Eintrag!

Von Ellora war es ohne Internet schwer, die Weiterreise zu buchen, weshalb wir viel auf Vermutung und auf den letzten Drücker von Stadt zu Stadt gedüst sind. In Jalgao haben wir Bettelkinderhorden an Straßenständen durchgefüttert und in Kota sind wir den wohl unfreundlichsten Menschen des Kontinents begegnet.

Ueberhaupt, Kota! Von Kota aus sollte es nur eine Stunde mit dem Bus bis Bundi sein, also freuten wir uns nach mittlerweile 30 Stunden ununterbrochenem Reisen schon auf das Ankommen. Aber in unser Schlafabteil quetschten sich zwei Stunden vor der unfreundlichsten Stadt der Welt plötzlich 16 Leute, weil ein paar pendelnde Ingenieurstudenten unbedingt Carmen fotografieren und anbaggern, laut johlen und schlechte Musik über ihre Handylautsprecher dröhnen mussten.

Ach, Indien.

Montag, 16. März 2009

Wo bleibt der verdammte Elefant?

Virupaksha-Tempel, Hampi.

Einige der beeindruckenden Ruinenstaetten in Hampi.

Zum Aufenthaltsort: Hampi. Ein Tipp von Lena, der sich wirklich gelohnt hat. Es gibt hier unglaublich viele unglaubliche Ruinen. Der Virupaksha Tempel in der Mitte des Hampi Bazaars erinnert ziemlich an eine Inka-Staette. Vielen Dank an Thor Heyerdahl!

Besonders ist auch, dass in eben jenem Tempel (ist uebrigens ein hinduistischer) ein Tempelelefant wohnt, der taeglich morgens im Fluss gebadet wird. Also sind Christoph und ich gleich am ersten Morgen in Hampi viel zu frueh aufgestanden und zum Fluss gelaufen. Puenktlich um 7.30 standen wir da. Doch: Kein Elefant in Sicht. Nun gut, vielleicht kommt er etwas spaeter. Ein Masala Chai am naechsten Strassenstand gekauft und entspannt ans Ufer gesetzt. Immer noch kein Elefant. Wir beginnen Passanten zu fragen und bekommen die einheitliche Antwort: "The elefant comes. Yes. In fifteen minutes." Also wird weiter gewartet. Nach einer halben Stunde wird die gleiche Frage mit der gleichen Antwort wiederholt. Nach neuerlicher Wartezeit fragten wir schliesslich einen kleinen Jungen, der zuerst auch etwas von einer viertel Stunde sprach, dann aber gestand, dass der Elefant wegen irgendwelcher Feierlichkeiten gar nicht in Hampi ist. Nun gut, es war immernoch Zeit fuer ein Fruehstueck und die Entdeckung einiger weiterer Ruinen. Und den Elefanten haben wir am naechsten Tag auch noch gesehen. Der wurde wirklich eine Stunde lang von drei Leuten abgeschrubbt. Toll.

Gestern sind wir zu einer Tempelruine geklettert, die auf dem Gipfel eines Berges stand. Vielleicht war die pralle Mittagshitze nicht gerade angemessen fuer eine solche Klettertour, doch wir schafften es ohne Hitzschlag oben anzukommen und die Aussicht von dort aus hat sich mehr als gelohnt.

Abends gingen wir in ein Lokal, dass unser Indienreisefuehrer anpries. Unter anderem mit "spezial Lassis". Doch auf der Karte fanden wir nur die ueblichen schon bekannten Sorten. Auch in der Kueche ging es ziemlich entspannt zu. Paprika gab es nicht mehr. Fuer die Tomaten wurden erst mal zwei Jungs losgeschickt, um die zu holen. Nach zwanzig Minuten kamen sie mit nicht kochbaren Tomaten wieder und ich bestellte etwas neues. Naja, ist ja entspannt. Nach dem Essen - ich bestellte irgendwann das gleiche wie Christoph, was das einzige Gericht ohne Tomaten und Paprika erschien - kam doch noch jemand auf uns zu und bot "spezial Lassis" an. Die lehnten wir, inzwischen schon drauf und dran weiterzuziehen, ab. Woraufhin der Mann nach ein paar Minuten zurueckkam und sagte: "You know why I asked you, if you wanted the special lassi? Because we make it with marijuana." Da schliesst sich doch gleich die Frage an: Warum macht mein Reisefuehrer Werbung fuer Drogen? Ein wirklicher Insider.

Donnerstag, 12. März 2009

Weg aus Delhi

Jaipur, die rosarote Stadt. Der erste Eindruck war, dass wir von fiesen Rikshafahrern vom Bahngleis weg kilometerlang verfolgt wurden. Weder gute Worte, noch Drohungen konnten sie abschuetteln. Nachdem wir so bedraengt, auf Fahrradrikshas umgestiegen sind, kamen wir in unserem Hotel an. Ein wahrer Palast (wenigstens das Jungs-Zimmer...).
Am naechsten Tag fuhren wir ins Amber-Fort gefahren, eine beeindruckende 400 Jahre alte Festung. Dort sahen wir Elefanten und Affen, unterhielten uns mit vielen Inder_innen und wurden unglaublich oft fotografiert.
Mit der Auto-Riksha -mit vier Personen eine wahre Herausforderung - ging es zurueck in die rosa Altstadt, wo wir noch etwas durch die Basare und Hintergassen schlendern konnten.
Am naechsten Tag genehmigten Tobi, Inken und Carmen sich eine ayurvedische Massage, waehrend Christoph in unserem Palasthotel braesig in der Lounge auf einer Chaise Longue pennte, bevor die Reise im Zug nach Mumbai weiterging.
Mumbai ist sehr teuer, weswegen wir in einem dreckigen Kakerlakenloch absteigen mussten. Die Toilette war auf dem Flur, eine Spuelung war leider nicht dabei. Wie gut, dass wir direkt von einem Talentscout auf der Strasse angesprochen wurden und an einer Shampoo-Werbung mit Ms World 2000 und Bollywood-Star Priyanka Chopra mitmachen durften. Essen und Wasser war frei und 500 Rupis haben wir auch noch verdient.
Von Mumbai ging es, mit dem Nachtzug erster Klasse weiter nach Goa, wo wir neben einem Besuch auf einem grossen Flohmarkt, uns die Sonne auf den Bauch scheinen liessen und die Wellen unsere Fuesse umspuelten.

Dienstag, 3. März 2009

Grosses Treffen in Delhi

Nach einem relativ entspannten Hinflug mit Spassprogramm am Flughafen in Istanbul (es gab viel tuerkischen Honig zu probieren und Getraenke teuer zu kaufen...) kamen wir also in Delhi an.

Dass Christoph uns liebenswerter Weise um 4.00 Uhr Ortszeit abholte, ersparte uns, uns von einem Taxifahrer ueber's Ohr hauen zu lassen. Hurra! Nach etwa einer halben Stunde fahrt, kamen wir in Pahar Ganj an, dem recht billigen Backpackerviertel. 200 Rupien (3Euro fuer beide) mehr brachten uns (Inken und mir) den Vorteil eines sauberen (!) Zimmers mit Flachbildfernseher und, viel wichtiger, Klopapier (da verschieben sich die Wertvorstellungen ganz schoen, was?)

Erste Eindruecke aus Delhi: Viel Chaos (es ist mir ein Raetsel, wie der Strassenverkehr funktioniert, ohne minuetlich Opfer zu fordern), viel Armut (vor allem bettelnde Kinder mit grossen Augen, die einen wirklich mal darueber nachdenken lassen, wie "Elite" man eigentlich ist), aber auch viel Lebensfreude, viel Buntes und viel Spannung (wir sind mit einer Auto-Riksha gefahren!)

Die ersten Lernprozesse: Man muss beim Feilschen wirklich hart sein, um das Doppelte des "normalen" Preises zu zahlen.

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