Zuerst einmal muss die Mango erworben werden. Idealerweise bei der Obstfrau des Vertrauens, die in ihrer blauen Kiste hübsch drapierte Früchte anpreist. Denn für den regelmäßigen und ausschließlichen Konsum bei ihr tütet sie in sprachloser Großzü-gigkeit immer auch ein „Geschenk“ ein, also eine Mango oder eine Banane für um-sonst. Das ist das burkinische Pendant zur nervigen Fragen an der Supermarkt-Kasse: „Haben Sie schon eine Kundenkarte?“ Alternativ eben Fremdeinkaufen bei den vielen Kopfschüsseln und Wackeltischen, wo die Mangos immer in kleinen Py-ramiden-Einheiten aufgetürmt werden.
Ganz wichtig zur Rechtfertigung vorweg: Die hiesigen Mangos gibt es in den ver-schiedensten Größen, Farben und Geschmäckern, aber immer lecker. Ganz viel le-ckerer als die unreif importierten in Deutschland. Und deswegen auch immer ordent-lich saftig. Für den Genuss ganz delikat, für den Verzehr allerdings sehr anstren-gend. (Und das ist dann auch der Grund, warum dieser Eintrag als klar burkinisches Erlebnis bewertet werden darf und hier seinen Platz findet.) Nun, ich möchte drei Va-riationen vorstellen:
1: Links und rechts am flachen Kern vorbei schneiden, so dass zwei Mangohälften und der mittlere Kernteil entstehen. Das Mangofleisch der zwei Hälften mit einem Messer in kleine Würfel anschneiden. Die perforierten Mango-Quader durch das Um-stülpen der Mangohälfte von der Schale abnagen.
2: Nach derselben Zubereitung wie oben die beiden Mangohälften mit einem Löffel mundgerecht ausschälen.
Bei beiden Varianten bleibt der Kern und um ihn herum noch leckeres Mangofleisch. Da hilft es dann nix: Der Kern muss unter viel Körpereinsatz geradezu abgelutscht werden. Die kleinen Kern-Fädchen sammeln sich gern zwischen den Zähnen und bleiben da eine Weile. Dauernd pult sich jemand im Mundraum herum.
3: Die Mango schälen und in kleinen Stückchen direkt abschneiden und essfertig in den Mund schieben. Und weil das die – ich sag das jetzt mal so – körperbetonteste Variante ist, der Mangosaft sich den Weg über die Unterarme bis zu den Ellenbo-genbeugen bahnt, soll es angeblich auch Menschen geben, die sich zum Mangoes-sen in die Badewanne zurückziehen. Nach getaner Essarbeit können die Mangoreste unkompliziert abgebraust werden. Das Küchenmesser im Badezimmer verwundert dann nicht mehr.
Die burkinischen Menschen haben da in jahrelanger Übung, so beneide ich, irgend-wie noch eine ganz andere Manier entwickelt: Einfach essen wie es kommt. Und das wirkt bei weitem nicht so angestrengt wie in unserer Nassara-WG.