Donnerstag, 9. Juli 2009

Unsere kleine Farm

In unserem Garten ist immer so einiges los.
Tagsüber, wenn die Sonne scheint, tummeln sich Vögel und Echsen. Die Vögel sind ganz klitzeklein, etwa von der Größe einer deutschen Blaumeise, aber ganz viel far-benfroher. Meistens einfarbig, dafür aber total intensiv: tief blau und leuchtend rot. Und die fliegen dann hier rum, haschen sich, zwitschern im Baum. Daneben gibt es auch Tauben. Die sind aber nicht so hässlich groß und fett wie die deutschen. Nee, die sind kleiner und schlanker, haben überhaupt einen Hals. Auch sind sie nicht dre-ckig grau, sondern elegant bordeaux-rot.
Die Echsen heißen zumindest lautschriftlich „Margujah“. Die Männchen haben ge-fährlich aussehende Köpfe und Schwanzspitzen in rot-orange und messen bestimmt dreißig Zentimeter. Die Weibchen sind ein bisschen kleiner, eher langweilig erdfar-ben, manchmal mit schicken roten Streifen an der Bauchseite. Diese Tierchen wet-zen durch den Garten und hangeln, der Gravitation trotzend, überall entlang. Kopf-über sitzen sie dann an der Häuserwand und machen dabei ihre achso drolligen Be-wegungen: kleine Liegestütze nämlich, oder aber sie headbangen zur wahrscheinlich bösen Rockmusik im Kopf. Vor ein paar Wochen war große Paarungszeit, die Männ-chen saßen sich mit im 45-Grad-Winkel nach oben gestreckten Schwanz gegenüber und gingen manchmal aufeinander los. Oder aber sie liefen den sich versteckenden Weibchen hinterher, die dann immer einen komischen Buckelrücken machten.
Wenn es dunkel wird kommen mit der Nachtschicht die Geckos. Mit ihren großen Glubschaugen und ihren Saugnapffüßchen tummeln sie sich und schnappen nach Insekten. Während die Margujahs das Menschendomizil respektieren, huschen die Geckos schon mal ins Haus. Da passiert es dann, dass in der Zwei-Sekunden-Pause zwischen Lichtschalter-an und Licht-an ein ängstlich-verwirrter Gekko über den Fuß flieht. Und überall hinterlassen sie ihre kleinen Kackaköttel. Darum vermute ich, dass auch in meinem Kleiderschrank einer wohnt.
Und dann laufen auch immer Hunde und Katzen in der Stadt herum. Aber anders als in Deutschland. Die Hunde haben nur ganz selten einen festen Wohnsitz. Was daran kenntlich wird, dass sie dick sind und ein besitzanzeigendes Halsband tragen. Die mageren und irgendwie immer verwundeten Straßenhunde tummeln sich nach Nachteinbruch zu kleinen Rudeln, lümmeln gefährlich auf den Pisten rum und wetzen herum. Aber ganz harmlos. Von den Menschen werden sie ignoriert. Ganz witzig: Die Hunde sehen irgendwie alle gleich aus. Durchschnittlich groß, mittelbraun, keinerlei Zuchtbemühung eben. Eine Zeitlang kehrten spät abends immer mehrere Katzen bei uns ein. Eine junge und sehr schöne Katze haben wir mit ein wenig Milch angefüttert, so dass sie regelmäßig zu uns kam und auf dem Gartenweg herumlümmelte, aber seit dem Huhn kommt sie immer seltener. Früher noch marschierten die beiden durchaus in friedlicher Koexistenz im Garten auf und ab.
Apropos Huhn, immer und immer wieder, weil es bei dem breiten Lesepublikum doch auf reichlich Interesse stößt. Große Sensation: Es ist ein Hahn! Wer hätte das ge-dacht?! Nach einer Woche gab das Huhn abgebrochene Kräh-Laute von sich – und weckte die überraschten mitwohnenden Menschen. Bei genauerer Betrachtung fiel dann auch der etwas zu große rote Kamm auf dem Kopf auf; ist eben ein Hahnen-kamm. Die jeweils fünften Kampfkrallen an den Versen sind schon als kleine Pömpel erkennbar. Zwischenzeitlich hatten wir plötzlich zwei Hähne. Eines Morgens nämlich kam ein schon stolz ausgewachsener Nachbarhahn über die Mauer geflogen. Ich interpretiere das als kurzfristige Nachhilfe zum Leben eines angesehenen Hahnes. Die beiden kämpften manchmal ein bisschen miteinander, der große Hahn unterrich-tete den Sprössling in Respekt zollendem Scharren und immer wieder ein lautes kla-res Krähen. Und nach zwei Tagen war der große Hahn wieder verschwunden. Wir lernten daraus und stutzten unserem Hahn die Flugfedern. Und letzten Samstag kauften wir unserem Hahn, der nun die Pubertät mit all den unangenehmen Dingen wie Stimmbruch überstanden hat, ein schönes Huhn. Noch am gleichen Tag wusste er, was zu tun war. Harhar. Am nächsten Tag schon, so meine ich beobachten zu können, waren der Hahnenkamm und die Kinnlappen noch ein Stückchen gewach-sen. Die schlackern jetzt herum, wenn er mit seinem Köpfchen nickt. Nun stolzieren die beiden in trauter Zweisamkeit elegant über den Hof, recken hier und da balleri-nengleich das Beinchen und lassen ihre Köpfchen beim nächtlichen Schlaf neben-einander auf dem Ast lustig runterbaumeln. Dem Huhn werden wir ein kleines gemüt-liches Eierlege-Heim einrichten. Und dann geht es los, mit unserer kleinen Hühner-farm.

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