Vielleicht sollte ich langsam anfangen an schlechtes Karma, Schicksal oder Gottes Zorn zu glauben. Vielleicht an ein bisschen was von allem drei.
Dabei begann der Tag so gut. Mit einem Ausflug nach Valparaiso, einer kleinen Hafenstadt in der Naehe Santiagos. Mit dabei waren Lalo, meine Eltern und ich. Wir haben uns eine Ausstellung angesehen, bei der ein Freund mitgewirkt hat (er hat die Installationen vorbereitet...) dann sind wir ein bisschen ueber die Huegel spazieren gegangen. Valparaiso ist auf einigen Huegeln gebaut, sehr huebsch eigentlich. Schliesslich sind wir in eine Gegend gekommen, von denen die Polizisten spaeter erzaehlt haben, dass sie sehr gefaehrlich sei. Ich hab das auch daran gemerkt, dass ploetzlich so ein kleiner Idiot (verzeihung: Kind, Knabe, Junge, Dreckkroete) meinen Hueftbeutel geklaut hat. Nicht etwa heimlich oder so, nein, einfach mit einem Ruck, der so heftig war, dass die Schnur gerissen ist. Woraufhin ich ihm schreiend nachgelaufen bin, was einen Chilenen, Lalo und meinen Vater dazu veranlasst hat, das gleiche zu tun. Nun gut, erwischt hat ihn keiner, aber als ich gerade am Laufen war, hat mir ein anderer Zwerg noch meine Tasche weggerissen. (Die Traegerschnur davon hab ich noch, was wenigstens davon zeugt, dass ich nicht kampflos aufgegeben habe.)
Eine freundliche Nachbarin hat sofort die Polizei gerufen, mit der wir dann zur Polizeistation fahren durften. Haha, ihr wusstet alle, dass ich nochmal ein chilenisches Polizeiauto von innen sehen werde, nicht wahr? Dann haben wir ein Protokoll aufgegeben, herzlich mit den Polizist_innen ueber meine spanisch klingenden Vornamen gelacht, den Polizisten das deutsche Wort fuer peluca (Peruecke) gesagt, was fortan der Spitzname eines der Beamten sein sollte.
Der Ausflug endete damit, dass uns die Polizisten direkt zum Busterminal gebracht haben. Lalo bemerkte bei der Gelegenheit noch, dass diese Szene sehr danach aussaehe, als wuerden wir der Stadt verwiesen.
Morgen geht's dann auf, ins Erdbeebengebiet. (Bin bis Donnerstag weg, sorgt euch also nicht, wenn ich nicht gleich auf mails antworte.)
Achja, wie ich mich danach fuehle: Wuetend, aber nicht eingschuechtert. Wuensche mir einen Baseball-Schlaeger und eine Wassermelone. Aber jetzt, nicht erst zu Weihnachten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Sehr, sehr schöne Geschichte.
Erinnert mich an den jungen Homer Simpson in New York, dem innerhalb einer Sekunde die Brieftasche aus der Hose und das Hot Dog aus der Hand geklaut werden.
Ich fand "Dreckkröte" sehr hübsch.
Und die Vorstellung einer "Hüfttasche" lässt mich abwertend schmunzeln. Vielleicht waren es keine fiesen, kleinen Taschendiebe, sondern Hüter des ästethischen Sinns. - Denk mal drüber nach.
Aber doch am allerallerallerwichtigsten: Wer ist Lalo? Jaaajargh, dein Mitbewohner, also "Mitbewohner", nech. Der Name fällt in letzter Zeit so häufig. Und den Eltern wurde der Mensch auch schon vorgestellt.
Kicher.
Da überkommt mich doch die Wehmut, weil die Situation gerade sehr an dienstägliche Nächte im Lecker-Eck erinnert.
Lalo muss der junge Mann mit langen Haaren, Brille und der Kinnbart-Schnurrbart-Kombination (leider kein vollständiger sog. Arschlochbart) aus den Bildern weiter unten sein ("Diesmal kulinarisch"). Weil der nämlich so aufmerksamkeitsheischend posiert, ist mir damals gleich aufgefallen.
Aaaalso: Jedwede Kritik an der "Huefttasche" nehm ich persoenlich. Bis auf die Tatsache, dass sie sich so leicht abreissen liess, war das Ding toll. Ich erklaere das vielleicht nochmal kurz: Das ist so ein Beutel, den man sich um den Bauch schnallen kann, in der Annahme, dass das sicherer waere, als Handtaschen. Ich gehe davon aus, dass das auch so verstanden wurde. Jetzt stellen alle (also, vor allem die Lisa) sich sicherlich vor, dass das so ein buntes 16-jaehriges-Oeko-Maedchen-Ding war, aber weit gefehlt: Einfach ein schwarzer Leinenbeutel. Klein, wenig auffaellig furchtbar praktisch und nicht sehr widerstandsfaehig. War toll. Keine weitere Kritik daran.
So, die Lalo-Sache:
Eigentlich will ich euch ja gar nicht den Spass verderben, also huelle ich mich in Schweigen, gebe aber folgendes zu bedenken:
1. Ihn meinen Eltern nicht vorzustellen waere schwer geworden, da wir zusammen wohnen (Lalo und ich, nicht die Eltern)
2. Aehnliche momentane Lebenssituation schafft aehnliche Interessen
Und Christoph: Rate nochmal, der Poser auf dem Bild war jemand anderes.
Kommentar veröffentlichen