Freitag, 10. Juli 2009

Aus dem Leben einer burkinischen Plastiktüte

Plastiktüten sind hier essentiell. Ohne sie geht nix. Es gibt sie in den Farben schwarz, weiß und blau und in den Größen klein, mittel und groß. Immer neutral, ohne Aufschrift.

Im Lebensmittelgeschäft werden die Produkte ihrer Größe und Zerbrechlichkeit entsprechend verpackt: Der Joghurt kommt in ein kleines, schwarzes Tütchen; das Toilettenpapier in eine große, blaue Tüte. Die Obstfrau tütet die Früchte in einen stabilen, schwarzen Plastiksack. Wer nicht direkt bei Tanti essen will, bekommt die Essensportion in eine mittelgroße, schwarze Tüte verpackt. Einmal schütteln, gut durchmischt und essfertig für den heimischen Teller. Zucker und Mehl werden in Plastikbeuteln verpackt nach Hause getragen.

Ganz kleine, transparente Tütchen werden mit den verschiedenen Getränken befüllt. Einfach nur Wasser oder Bissap und Hirse-Saft oder auch Joghurt und das joghurtähnliche Degûe. Zur Konsumation wird eine Ecke abgebissen und der Inhalt in den Mund gedrückt. So hängt dann auch das Plastiktütchen im Mundwinkel, wenn die Hände gerade mit anderen Dingen beschäftig sind. Und wenn die Tüte nicht mehr gebraucht wird, fällt sie eben runter.

Entsprechend sieht das Stadtbild aus. Die Pisten sind übersäht mit zumeist schwarzen Plastikflecken, dazwischen die ein-meter-breite Fahrbahn für die Motos. Bei Sturm fliegen die Tüten friedlich durch die Stadt, um danach verfangen im Geäst eines Baumes zu rascheln. Die städtischen Mülleimer sind rar und meistens leer.

2 Kommentare:

carmen hat gesagt…

Ich muss schon sagen, es ist eine Freude, deine Einträge zu lesen. Schönschön.

Hachja, Plastiktüten. In Chile gab's ja Salate, die in aufgepustete, durchsichtige Plastikbeutel gefüllt wurden. Das sah so aufgebläht aus, wie eine, seit Jahren abgelaufene Milchtüte. Aber da konnte man den Salat auch prima schütteln und sich über das gut gemischte Ergebnis freuen.

Wenige, leere Mülleimer machen, dass mein Ökoherz blutet...

Lisa hat gesagt…

Ohja, liebe Carmen. Ich verstehe dein Leid. Denn hier in Burkina Faso entdeckte ich mein ökologisches Bewusstsein.

Ha!