Heute war ich unterwegs Richtung Sueden nach Faridabad. Eine der Satellitenstaedte, die man zum Grossraum Delhi dazuzaehlen muss. Auf dem Weg wurde mir natuerlich uebel: Die Strassen sind sehr kurvig gebaut, man koennte meinen, dass die Strassenplanern jedem Huegel einzeln ausweichen wollten. Aber mein Magen sagt mir, dass es auch viel hoch und runter geht, also kann es das nicht sein. Vielleicht wurde soviel gekurvt, um extra jeden Huegel mitzunehmen. Zusaetzlich hat unser Fahrer noch staendig abrupt gebremst und beschleunigt, so dass mein Magen schoen dreidimensional durch meinen Koerper uebelte.
Warum wird soviel gebremst und beschleunigt? Ein Einblick in das indische Fahrverhalten ist faellig. Ganz grob wird auf der linken Seite einer Strasse gefahren, ein Ueberbleibsel englischer Kolonialzeit. Wenn der Gegenverkehr noch weit weg zu sein scheint, fahren die Leute aber auch rechts, das macht nichts. Durchgezogene Linien gibt es zwar, werden aber ignoriert. Ueberhaupt, diese Linien: Strassen, die fuer zwei Spuren ausgelegt sind, werden mindestens dreispurig befahren, dreispurige Strassen fuenfspurig usw.
Ueberholt wird, wo Platz ist, links oder rechts von dem vor einem fahrenden Auto. Ist das vor einem fahrende Auto allein auf der Strasse, faehrt es grundsaetzlich immer in der Mitte der Fahrbahn, also halb auf der Ueberholspur. Dann muss man erstmal die Lichthupe benutzen. Beim Ueberholmanoever ist das mehrmalige Hupen ganz wichtig, weil hier niemand einen Schulterblick macht und man nicht weiss, ob der zu ueberholende ploetzlich nach links oder rechts ausbricht, weil sich ja eh niemand an die Spuren haelt. Funktioniert aber, wenn jemand eine Hupe von rechts hoert, faehrt er auch meistens nicht nach rechts.
Bei dichterem Gedraenge wird nicht etwa vorsichtiger gefahren. Die Fahrer kaempfen um jeden Vorteil und wenn man ein beschleunigunsgsstarkes Auto hat, stoesst man mutig und hupend in jede Luecke vor, die sich bietet. Einen Extremfall sah ich heute auf der Fahrt: Jemand hatte ein schnelles Auto und fuhr mit hoher Geschwindigkeit Schlangenlinien durch die anderen Autos - mal links, mal rechts ueberholend. Auf einer in unserer Richtung zweispurigen Strasse, die natuerlich von drei Reihen befahren wurde.
Tja, deshalb wird also viel gebremst und beschleunigt!
Im indischen Strassenverkehr gibt es eine eigentuemliche Auffassung von persoenlicher Sicherheit. Motorradfahrer sind zahlreich und tragen meistens einen Helm. Sie wollen ja nicht unverantwortlich sein. Wenn die Freundin auf dem Soziusplatz mitfaehrt (im Damensitz, also beide Beine zur einen Seite schraeg drauf sitzend), traegt sie meist keinen. Auf dem Weg nach Faridabad sah ich auch einen pflichtbewussten Helmtraeger, er hatte seine beiden Kinder (unter 4 Jahre, schaetze ich), vor sich auf dem Sitz sitzen, natuerlich ohne Helm. Auch schon gesehen, drei erwachsene Maenner auf einem Motorrad, wieder nur ein Helm.Und so wird froehlich mit ueber 80 km/h ueber die Highways gebrettert, immer schlangenlinieg in Luecken rein und das Hupen nicht vergessen!
Faridabad hat groessere Tuk-tuks (Autorikschas) als das poshe Neu-Delhi. In Tuk-tuks in Neu-Delhi habe ich schonmal fuenf Fahrgaeste gesehen, obwohl die Dinger fuer zwei (hoechstens drei, wenn man sich quetscht!) Fahrgaeste ausgelegt sind. Aber wenn ich richtig ueberschlagen habe, fasste das eine Tuk-tuk in Faridabad acht Menschen, die zwar zu den Seiten und hinten rausguckten, aber es ging. Dass Leute irgendwo raushaengen, ist auch normal. Ebenfalls in Faridabad sah ich einen Lastwagen, dessen Pritsche mit stehenden Menschen gefuellt war. Eine handvoll stand draussen auf der Stossstange und hielt sich an der Tuer fest, um nicht runterzufallen.
Ist alles nicht schlimm, man gewoehnt sich dran. Nur moechte ich nicht dabei sein, wenn irgendwo mal ein schwerer Unfall passiert, das geht wahrscheinlich gleich uebel aus.
Falls sich noch jemand interessiert, was in meinem Diwali-Geschenkkarton war: Die Packung nennt sich "Double Mazaa" und beinhaltet "Rasgulla (Tin)", "Soan Papdi" und "Aloo Bhujia". Leider keine Schokolade.
Donnerstag, 30. Oktober 2008
Montag, 27. Oktober 2008
Happy Diwali
Am 28.10. ist dieses Jahr Feiertag: Diwali. Ein hauptsaechlich hinduistisches Fest, das in etwa so gefeiert wird wie Weihnachten und Neujahr zusammen. Es haengt schoen reichlich Lichterkettenkram (ist immerhin das "Festival of Light") an den Fenstern - ein merkwuerdiger Eindruck bei ueber 30 Grad Celsius. Von Montag auf Dienstag und noch einmal von Dienstag auf Mittwoch wird mit Feuerwerk gefeiert werden.
Nicht so dezent wie Silvester in Deutschland, mal ein halbes Stuendchen ein paar Raketchen. Neeeeeein, stundenlang. Ich wurde gewarnt, dass ich nicht viel schlafen koennen werde. Wir werden sehen. Zur Uebung wurde die letzten Naechte schon geboellert, teilweise hoerte sich das mehr nach Bombenanschlaegen an. Kurz nach Mitternacht sah ich einen Explosionsblitz durch meine geschlossenen Augenlider, bevor ich gleich darauf den Knall hoerte. Die Scheiben blieben ganz, es flogen keine Truemmer gegen mein Haus und ich konnte danach keine Sirenen vernehmen, also war es nur einer dieser normal grossen Boeller, keine Selbstmordattentaeter-Tanklaster-Sprengladung, die einen Haeuserblock dem Erdboden gleichgemacht hat.
Jedenfalls wuenscht man sich "Happy Diwali", schreibt Emails mit kitschigen, aber lieb gemeinten Neujahrswuenschen betreffend Prosperitaet, Gluecklichkeitsniveau und Frieden, und schenkt sich Trockenfruechte, wobei mit hier hauptsaechlich Nuesse gemeint sind. Ich habe vom Projekt ein kiloschweres Geschenk bekommen, etwa so gross wie ein Drucker. Meine Hoffnung ist, dass das ein Karton voll Schokolade ist.
Also: Happy Diwali morgen!
Nicht so dezent wie Silvester in Deutschland, mal ein halbes Stuendchen ein paar Raketchen. Neeeeeein, stundenlang. Ich wurde gewarnt, dass ich nicht viel schlafen koennen werde. Wir werden sehen. Zur Uebung wurde die letzten Naechte schon geboellert, teilweise hoerte sich das mehr nach Bombenanschlaegen an. Kurz nach Mitternacht sah ich einen Explosionsblitz durch meine geschlossenen Augenlider, bevor ich gleich darauf den Knall hoerte. Die Scheiben blieben ganz, es flogen keine Truemmer gegen mein Haus und ich konnte danach keine Sirenen vernehmen, also war es nur einer dieser normal grossen Boeller, keine Selbstmordattentaeter-Tanklaster-Sprengladung, die einen Haeuserblock dem Erdboden gleichgemacht hat.
Jedenfalls wuenscht man sich "Happy Diwali", schreibt Emails mit kitschigen, aber lieb gemeinten Neujahrswuenschen betreffend Prosperitaet, Gluecklichkeitsniveau und Frieden, und schenkt sich Trockenfruechte, wobei mit hier hauptsaechlich Nuesse gemeint sind. Ich habe vom Projekt ein kiloschweres Geschenk bekommen, etwa so gross wie ein Drucker. Meine Hoffnung ist, dass das ein Karton voll Schokolade ist.
Also: Happy Diwali morgen!
Montag, 20. Oktober 2008
Recycling
Zwar schonmal als Mail verbraten, aber weil es bestimmt das Interesse der Blogleserschaft trifft:
Da kann ich die Bundesliga nicht verfolgen, weil ich zuhause kein Internet habe und im Fernsehen nur Premier League und Cricket kommt (FUCK Cricket!) und lese also Montag morgens, was passiert ist. Nicht nur hat Frankfurt verloren, nein:
"Erst ein indirekter Freistoß von Kadlec in der 61. Minute brachte Torgefahr und prompt die Entscheidung! Nikolov konnte den Gewaltschuss des Tschechen nur nach vorne abklatschen, Vidal köpfte freistehend zum 2:0 ein."
Nikolov konnte einen Gewaltschuss nur nach vorne abklatschen - lernt der das denn nie? Ich kann mir die Szene richtig gut vorstellen, weil das in jedem dritten Spiel vorkommt.
Indischer Fussball uebrigens: Sehr statisches Spiel, die Leute bewegen sich nur in Ballnaehe. Viel Ordnung ist nicht zu erkennen, die wuerden in der Regionalliga nicht mithalten. Aber teilweise herausragende Einzelspieler gibt es, die aus Afrika und Restasien eingekauft wurden.
Gestern habe ich ein Spiel gesehen, bei dem eine Mannschaft das auf die Spitze getrieben hatte. Ein bulliger Afrikaner vorne drin, der die indischen Verteidiger um einen Kopf uebrerragt, das ist hier normal, hat jede Mannschaft. Die hatten zusaetzlich noch ein paar enorm laufstarke Trickser fuer die Aussenbahnen eingekauft, die dann auch klassisch afrikanisch spielten. Ball in der eigenen Haelfte holen und dann mit dem Ball am Fuss bis vors Tor sprinten. Klar, die waren deutlich schneller als ihre Gegenspieler, aber trotzdem muss man doch nicht ungezwungen dauernd in eins gegen eins Situationen gehen.
Die indischen Verteidiger sind aber meist recht entschlossen, da wird mit ordentlich Karacho reingegraetscht. Nur Kopfbaelle koennen sie nicht richtig. Die eine Mannschaft hatte einen kopfballstarken Mittelfeldspieler, da hat jedesmal der Baum gebrannt, wenn die einen Standard hatten. Egal, wo die Flanke hinkam, der ist hingelaufen und kam zum Kopfball. Konnten die anderen nicht verhindern. Weiss noch nicht, ob mir die hiesige Spielkultur gefaellt.
Fankultur: Die Leute sitzen in dem spaerlich gefuellten Stadion rum und machen nichts. Ab und zu knallt einer mit einem lauten Boeller.
Zum Schluss nochmal: FUCK Cricket!
Da kann ich die Bundesliga nicht verfolgen, weil ich zuhause kein Internet habe und im Fernsehen nur Premier League und Cricket kommt (FUCK Cricket!) und lese also Montag morgens, was passiert ist. Nicht nur hat Frankfurt verloren, nein:
"Erst ein indirekter Freistoß von Kadlec in der 61. Minute brachte Torgefahr und prompt die Entscheidung! Nikolov konnte den Gewaltschuss des Tschechen nur nach vorne abklatschen, Vidal köpfte freistehend zum 2:0 ein."
Nikolov konnte einen Gewaltschuss nur nach vorne abklatschen - lernt der das denn nie? Ich kann mir die Szene richtig gut vorstellen, weil das in jedem dritten Spiel vorkommt.
Indischer Fussball uebrigens: Sehr statisches Spiel, die Leute bewegen sich nur in Ballnaehe. Viel Ordnung ist nicht zu erkennen, die wuerden in der Regionalliga nicht mithalten. Aber teilweise herausragende Einzelspieler gibt es, die aus Afrika und Restasien eingekauft wurden.
Gestern habe ich ein Spiel gesehen, bei dem eine Mannschaft das auf die Spitze getrieben hatte. Ein bulliger Afrikaner vorne drin, der die indischen Verteidiger um einen Kopf uebrerragt, das ist hier normal, hat jede Mannschaft. Die hatten zusaetzlich noch ein paar enorm laufstarke Trickser fuer die Aussenbahnen eingekauft, die dann auch klassisch afrikanisch spielten. Ball in der eigenen Haelfte holen und dann mit dem Ball am Fuss bis vors Tor sprinten. Klar, die waren deutlich schneller als ihre Gegenspieler, aber trotzdem muss man doch nicht ungezwungen dauernd in eins gegen eins Situationen gehen.
Die indischen Verteidiger sind aber meist recht entschlossen, da wird mit ordentlich Karacho reingegraetscht. Nur Kopfbaelle koennen sie nicht richtig. Die eine Mannschaft hatte einen kopfballstarken Mittelfeldspieler, da hat jedesmal der Baum gebrannt, wenn die einen Standard hatten. Egal, wo die Flanke hinkam, der ist hingelaufen und kam zum Kopfball. Konnten die anderen nicht verhindern. Weiss noch nicht, ob mir die hiesige Spielkultur gefaellt.
Fankultur: Die Leute sitzen in dem spaerlich gefuellten Stadion rum und machen nichts. Ab und zu knallt einer mit einem lauten Boeller.
Zum Schluss nochmal: FUCK Cricket!
Freitag, 17. Oktober 2008
Kurze Assoziationen bzw. Verschiedenes
Der Feierabend ist da, uebers Wochenende wie immer kein Internetzugang.
Noch kurz hingeschrieben: Die hiesigen Meetingraeume koennten auch bei Star Trek TNG existieren: Grosse Holztische und Stuehle, es fehlen noch so ausfahrbare Bildschirme. Aber so sieht es wahrscheinlich in vielen Firmen aus.
Mein Grossraumbuero mit eigenem Kabuff erinnert mich sehr an die Dilbert Comics. (http://www.dilbert.com/strips/)
Ach so, noch weitere Sounds of Delhi: Morgens und Spaetnachmittags durchstreifen Haendler auf Fahrraedern oder schiebbaren Vierraedern die Strassen. Sie preisen laut ihre Gueter (Obst und Gemuese) an, damit man herauslaeuft und was kauft oder sich zumindest beim Schlafen gestoert fuehlt. Ich kann das natuerlich (noch) nicht uebersetzen, aber die Rufe klingen z.B. nach "Jaaaaheeeeeee!". Sehr laut.
Ebenfalls Laerm machen die Autos, wenn der Rueckwaertsgang drin ist. Man kennt das ja aus Deutschland von piepsenden Lastern, hier macht das jedes kleinste Autochen. Der Laerm ist sehr individuell, ein teuflischer Nachbar hat sich beispielsweise die Musik zu diesem bloeden Lambada-Sommerhit vor zig Jahren einstellen lassen. Vielfaeltige Schrecklichkeiten.
Ausserdem wird noch mehr in der Tierwelt gelaermt, allerdings sind die Hauptuebeltaeter hier nicht wie von mir vermutet Voegel, sondern Streifenhoernchen! Es hoert sich wirklich an wie Vogelgesinge.
Und damit verabschiede ich mich und wuensche ein schoenes Wochenende!
Noch kurz hingeschrieben: Die hiesigen Meetingraeume koennten auch bei Star Trek TNG existieren: Grosse Holztische und Stuehle, es fehlen noch so ausfahrbare Bildschirme. Aber so sieht es wahrscheinlich in vielen Firmen aus.
Mein Grossraumbuero mit eigenem Kabuff erinnert mich sehr an die Dilbert Comics. (http://www.dilbert.com/strips/)
Ach so, noch weitere Sounds of Delhi: Morgens und Spaetnachmittags durchstreifen Haendler auf Fahrraedern oder schiebbaren Vierraedern die Strassen. Sie preisen laut ihre Gueter (Obst und Gemuese) an, damit man herauslaeuft und was kauft oder sich zumindest beim Schlafen gestoert fuehlt. Ich kann das natuerlich (noch) nicht uebersetzen, aber die Rufe klingen z.B. nach "Jaaaaheeeeeee!". Sehr laut.
Ebenfalls Laerm machen die Autos, wenn der Rueckwaertsgang drin ist. Man kennt das ja aus Deutschland von piepsenden Lastern, hier macht das jedes kleinste Autochen. Der Laerm ist sehr individuell, ein teuflischer Nachbar hat sich beispielsweise die Musik zu diesem bloeden Lambada-Sommerhit vor zig Jahren einstellen lassen. Vielfaeltige Schrecklichkeiten.
Ausserdem wird noch mehr in der Tierwelt gelaermt, allerdings sind die Hauptuebeltaeter hier nicht wie von mir vermutet Voegel, sondern Streifenhoernchen! Es hoert sich wirklich an wie Vogelgesinge.
Und damit verabschiede ich mich und wuensche ein schoenes Wochenende!
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Style oder Substance
Wer was auf sich haelt, hat einen Wachmann vor der Tuer. In meinem Viertel residieren Militaers und andere hohe Tiere. Vor deren Tueren sitzen haufig Leute, die aufpassen. Das ist vielleicht nicht mal noetig, aber Arbeitskraft ist hier fuer Menschen mit hohem verfuegbaren Einkommen sehr billig.
Ich kann nicht gut einschaetzen, wie kompetent diese Wachleute sind und ob es Qualitaetsunterschiede gibt. Vor meinem Buero gibt es welche, von denen einer immer schoen salutiert, offensichtlich ein Ex-Offizier, der was auf sich haelt. Die haben auch schoene Uniformen an und ein Wachhaeuschen. Wenn eines unserer Autos ausfahren will, geht ein Wachmann auf die Strasse und haelt den Verkehr auf. Das ist vielleicht die Subpremium-Klasse an Wachleuten. Nicht so toll ausgebildet und diszipliniert wie ein Marine an der US-Botschaft, aber auch nicht schlecht.
Dann gibt es die Wachleute vor Banken. Sie sitzen in Plastikgartenstuehlen vorm Eingang und passen auf, meist auch zu mehreren. Da es heiss ist, lungern sie mehr. Repraesentative Uniformen haben sie auch, zudem sind sie auch bewaffnet. Allerdings mit alten Karabinern, die mehr so nach Steinschussgewehren aussehen und einem versierten Berufskriminellen aus Deutschland keine Angst machen wuerden. Kompetenz? Schwer einzuschaetzen.
Bei Geschaeften der Oberschicht steht meist ein Typ in militaerischer Uniform an der Tuer und oeffnet sie, wenn jemand auf sie zugeht. Kann der auch fuer Sicherheit sorgen? Oder ist er nur ein Tueraufmacher?
In der Hierarchie vielleicht darunter dann die Wachleute vor Privathaeusern. Wieder der Plastikgartenstuhl, wieder wird gelungert. Aber mehr wird ja auch nicht verlangt: Rumsitzen und aufpassen. Manchmal in Uniform, meist ohne.
Das ist also das Spekrtum: Ex-Militaers bis arme Wuerstchen in Uniform.
Jetzt koennte man ganz postmodern sagen, dass die Kompetenz egal und nur wichtig ist, dass da jemand sitzt. Als Zeichen das einfach nur sagt: Ich wohne hier und kann mir einen Wachmann leisten. Nun ueberlege ich aber, ob das nicht zu kurz gedacht ist, weil die Qualitaet des Wachmannes ja wiederum selbst ein Zeichen ist. Wer offensichtlich nur arme Wuerstchen beschaeftigt, repraesentiert nicht so viel Status wie jemand, der einen disziplinierten Ex-Militaer hat.
So wie der Lude mit teurer Rolex sich zwar anstrengt, hohen Status zu symbolisieren, aber den wahren Zeichencode der Oberschicht nicht durchdringen kann. Ein wirklich Reicher hebt bei der unsubtilen Kombination von Foenfrisur und dicker Rolex vielleicht nur die Augenbraue.
Vielleicht ueberschaetze ich aber auch die Moeglichkeit, innerhalb des Wachmann-Statussymbols verlaesslich zu differenzieren. Es ist tatsaechlich nicht leicht, "gute" von "schlechten" Wachleuten zu differenzieren.
Ich kann nicht gut einschaetzen, wie kompetent diese Wachleute sind und ob es Qualitaetsunterschiede gibt. Vor meinem Buero gibt es welche, von denen einer immer schoen salutiert, offensichtlich ein Ex-Offizier, der was auf sich haelt. Die haben auch schoene Uniformen an und ein Wachhaeuschen. Wenn eines unserer Autos ausfahren will, geht ein Wachmann auf die Strasse und haelt den Verkehr auf. Das ist vielleicht die Subpremium-Klasse an Wachleuten. Nicht so toll ausgebildet und diszipliniert wie ein Marine an der US-Botschaft, aber auch nicht schlecht.
Dann gibt es die Wachleute vor Banken. Sie sitzen in Plastikgartenstuehlen vorm Eingang und passen auf, meist auch zu mehreren. Da es heiss ist, lungern sie mehr. Repraesentative Uniformen haben sie auch, zudem sind sie auch bewaffnet. Allerdings mit alten Karabinern, die mehr so nach Steinschussgewehren aussehen und einem versierten Berufskriminellen aus Deutschland keine Angst machen wuerden. Kompetenz? Schwer einzuschaetzen.
Bei Geschaeften der Oberschicht steht meist ein Typ in militaerischer Uniform an der Tuer und oeffnet sie, wenn jemand auf sie zugeht. Kann der auch fuer Sicherheit sorgen? Oder ist er nur ein Tueraufmacher?
In der Hierarchie vielleicht darunter dann die Wachleute vor Privathaeusern. Wieder der Plastikgartenstuhl, wieder wird gelungert. Aber mehr wird ja auch nicht verlangt: Rumsitzen und aufpassen. Manchmal in Uniform, meist ohne.
Das ist also das Spekrtum: Ex-Militaers bis arme Wuerstchen in Uniform.
Jetzt koennte man ganz postmodern sagen, dass die Kompetenz egal und nur wichtig ist, dass da jemand sitzt. Als Zeichen das einfach nur sagt: Ich wohne hier und kann mir einen Wachmann leisten. Nun ueberlege ich aber, ob das nicht zu kurz gedacht ist, weil die Qualitaet des Wachmannes ja wiederum selbst ein Zeichen ist. Wer offensichtlich nur arme Wuerstchen beschaeftigt, repraesentiert nicht so viel Status wie jemand, der einen disziplinierten Ex-Militaer hat.
So wie der Lude mit teurer Rolex sich zwar anstrengt, hohen Status zu symbolisieren, aber den wahren Zeichencode der Oberschicht nicht durchdringen kann. Ein wirklich Reicher hebt bei der unsubtilen Kombination von Foenfrisur und dicker Rolex vielleicht nur die Augenbraue.
Vielleicht ueberschaetze ich aber auch die Moeglichkeit, innerhalb des Wachmann-Statussymbols verlaesslich zu differenzieren. Es ist tatsaechlich nicht leicht, "gute" von "schlechten" Wachleuten zu differenzieren.
First Impression
Ich wachte auf und sah mich etwas desorientiert um - es war dunkel und den Geraeuschen nach waren mehrere Leute gerade dabei, ihre Taschentuecher vollzuschnaeuzen. Dann wurde mir klar, ich bin im Flugzeug, wir waren gefuettert worden und dann wurde das Licht ausgestellt, damit die Kundschaft gefaelligst schlafe. Die schnaeuzenden Menschen schnarchten einfach nur, ein Haufen schnarchender Inder.
Und ausgerechnet fuer den Nachtflug haben die mir einen Fensterplatz gegeben, draussen ist es doch eh nur stockdunkel... aber halt, ich sah genauer hin: Unter dem Flugzeug bewegte sich unmerklich ein Dorf, vielleicht auch eine Stadt. Man konnte nur die Lichter erkennen, geometrische Muster, Strassen und viele Haeeser. Und wenn man einer der einsameren Strassen folgt, gelangt man zum naechsten Dorf, ueberall Zeichen von Zivilisation, die aus dem Dunkeln heraufscheinen.
Ich bekam ein unheimliches Gefuehl, dass alles miteinander verbunden ist, dass all die Menschen, die dort unten schlafen, in Wirklichkeit miteinander verbunden, aufeinander angewiesen sind. Von hier oben sieht man es so klar! Die Lichthaufen bilden Lebenszentren inmitten der feindlichen Dunkelumgebung, nur zusammen koennen Menschen hier ueberleben.
Durch den Bildschirm im Sitz erfuhr ich, dass es kurz nach fuenf Uhr indischer Zeit war und wir bald Delhi erreichten. Ich klebte mit der Stirn am Fenster, um so viel wie moeglich von den Zivilisationslichtern zu sehen. Langsam wurde es heller, die Sonne ging auf.
Eine halbe Stunde spaeter ueberflogen wir tief Delhi und setzten am am Indira Gandhi Airport auf.
Und ausgerechnet fuer den Nachtflug haben die mir einen Fensterplatz gegeben, draussen ist es doch eh nur stockdunkel... aber halt, ich sah genauer hin: Unter dem Flugzeug bewegte sich unmerklich ein Dorf, vielleicht auch eine Stadt. Man konnte nur die Lichter erkennen, geometrische Muster, Strassen und viele Haeeser. Und wenn man einer der einsameren Strassen folgt, gelangt man zum naechsten Dorf, ueberall Zeichen von Zivilisation, die aus dem Dunkeln heraufscheinen.
Ich bekam ein unheimliches Gefuehl, dass alles miteinander verbunden ist, dass all die Menschen, die dort unten schlafen, in Wirklichkeit miteinander verbunden, aufeinander angewiesen sind. Von hier oben sieht man es so klar! Die Lichthaufen bilden Lebenszentren inmitten der feindlichen Dunkelumgebung, nur zusammen koennen Menschen hier ueberleben.
Durch den Bildschirm im Sitz erfuhr ich, dass es kurz nach fuenf Uhr indischer Zeit war und wir bald Delhi erreichten. Ich klebte mit der Stirn am Fenster, um so viel wie moeglich von den Zivilisationslichtern zu sehen. Langsam wurde es heller, die Sonne ging auf.
Eine halbe Stunde spaeter ueberflogen wir tief Delhi und setzten am am Indira Gandhi Airport auf.
Mittwoch, 15. Oktober 2008
Sounds of Delhi
Herzlich willkommen auf der keinwiedersehenohneabschied von ihrem neuen Kaeptn, Christoph. Die vorherige Kapitaenin, Carmen, wurde von mir abgesetzt und in die Kueche geschickt, Kartoffeln schaelen! Ha! Jetzt zieht hier Ordnung ein! Denn fuer Ordnung bin ich beruehmt.
Was ich in Delhi bisher hoere - Nachts: Da zirpen die Grillen, der Deckenventilator brummert und Riesenflugzeuge ueberfliegen laut mein Heim. In meiner Gated Community (wohne erstmal im Gaestezimmer meiner Chefin) patroullieren nachts auch Waechter, die kloppern dabei mit ihren langen Holzstoeckern jede Sekunde auf den Boden, etwa alle fuenf Sekunden trillern sie mit ihrer Trillerpfeiffe. Warum? Man weiss es nicht. Die streunenden Hunde erwachen aus der bedrueckenden Tageshitze und jagen jaulend und klaeffend durch die Gegend.
Tags: Direkt gegenueber meines Zimmers sind Tageloehner dabei, unter unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen ein Gebauede zu renovieren. Sie benutzen hauptsaechlich Haemmer, Spitzhacken und Laerm. Rechts wohnt ein hochrangiger Polizeibeamter, der zu den gerade haeufig stattfindenden hinduistischen Festen repraesentativ die Strasse zusperrt und ueber grosse Lautsprecher aus dem Polizeiarsenal religioese Musik laufen laesst. Gestern stimmte noch ein weiterer Nachbar mit ein, es hoerte sich an, als wuerde er mit einem Sandstrahler Godzilla bekaempfen, auch irgendeine Renovierungsaktion. Ich sah vom Balkon aus nur, dass er mit einem Trecker irgendein Monstergeraet in seine Einfahrt gefahren hatte.
Ueber allem liegt das Hupen. Kommt man in Indien an eine Kreuzung, guckt man nicht vorsichtig, wer kommt, sondern hupt, um anderen Verkehrsteilnehmern seine Ankunft mitzuteilen. Das ist natuerlich nur eine Moeglichkeit des Hupens. Man kann damit auch anderes ausdruecken wie "Achtung!", "Gleich ist gruen, fahr mal, da vorne", "Hallo!" oder "Ich habe schon eine Minute nicht mehr gehupt, es wird wieder Zeit". Das Hupen ist ein ewiger Begleiter.
Soviel als Appetitanreger, bald mehr.
Was ich in Delhi bisher hoere - Nachts: Da zirpen die Grillen, der Deckenventilator brummert und Riesenflugzeuge ueberfliegen laut mein Heim. In meiner Gated Community (wohne erstmal im Gaestezimmer meiner Chefin) patroullieren nachts auch Waechter, die kloppern dabei mit ihren langen Holzstoeckern jede Sekunde auf den Boden, etwa alle fuenf Sekunden trillern sie mit ihrer Trillerpfeiffe. Warum? Man weiss es nicht. Die streunenden Hunde erwachen aus der bedrueckenden Tageshitze und jagen jaulend und klaeffend durch die Gegend.
Tags: Direkt gegenueber meines Zimmers sind Tageloehner dabei, unter unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen ein Gebauede zu renovieren. Sie benutzen hauptsaechlich Haemmer, Spitzhacken und Laerm. Rechts wohnt ein hochrangiger Polizeibeamter, der zu den gerade haeufig stattfindenden hinduistischen Festen repraesentativ die Strasse zusperrt und ueber grosse Lautsprecher aus dem Polizeiarsenal religioese Musik laufen laesst. Gestern stimmte noch ein weiterer Nachbar mit ein, es hoerte sich an, als wuerde er mit einem Sandstrahler Godzilla bekaempfen, auch irgendeine Renovierungsaktion. Ich sah vom Balkon aus nur, dass er mit einem Trecker irgendein Monstergeraet in seine Einfahrt gefahren hatte.
Ueber allem liegt das Hupen. Kommt man in Indien an eine Kreuzung, guckt man nicht vorsichtig, wer kommt, sondern hupt, um anderen Verkehrsteilnehmern seine Ankunft mitzuteilen. Das ist natuerlich nur eine Moeglichkeit des Hupens. Man kann damit auch anderes ausdruecken wie "Achtung!", "Gleich ist gruen, fahr mal, da vorne", "Hallo!" oder "Ich habe schon eine Minute nicht mehr gehupt, es wird wieder Zeit". Das Hupen ist ein ewiger Begleiter.
Soviel als Appetitanreger, bald mehr.
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