Donnerstag, 16. Oktober 2008

Style oder Substance

Wer was auf sich haelt, hat einen Wachmann vor der Tuer. In meinem Viertel residieren Militaers und andere hohe Tiere. Vor deren Tueren sitzen haufig Leute, die aufpassen. Das ist vielleicht nicht mal noetig, aber Arbeitskraft ist hier fuer Menschen mit hohem verfuegbaren Einkommen sehr billig.

Ich kann nicht gut einschaetzen, wie kompetent diese Wachleute sind und ob es Qualitaetsunterschiede gibt. Vor meinem Buero gibt es welche, von denen einer immer schoen salutiert, offensichtlich ein Ex-Offizier, der was auf sich haelt. Die haben auch schoene Uniformen an und ein Wachhaeuschen. Wenn eines unserer Autos ausfahren will, geht ein Wachmann auf die Strasse und haelt den Verkehr auf. Das ist vielleicht die Subpremium-Klasse an Wachleuten. Nicht so toll ausgebildet und diszipliniert wie ein Marine an der US-Botschaft, aber auch nicht schlecht.

Dann gibt es die Wachleute vor Banken. Sie sitzen in Plastikgartenstuehlen vorm Eingang und passen auf, meist auch zu mehreren. Da es heiss ist, lungern sie mehr. Repraesentative Uniformen haben sie auch, zudem sind sie auch bewaffnet. Allerdings mit alten Karabinern, die mehr so nach Steinschussgewehren aussehen und einem versierten Berufskriminellen aus Deutschland keine Angst machen wuerden. Kompetenz? Schwer einzuschaetzen.

Bei Geschaeften der Oberschicht steht meist ein Typ in militaerischer Uniform an der Tuer und oeffnet sie, wenn jemand auf sie zugeht. Kann der auch fuer Sicherheit sorgen? Oder ist er nur ein Tueraufmacher?

In der Hierarchie vielleicht darunter dann die Wachleute vor Privathaeusern. Wieder der Plastikgartenstuhl, wieder wird gelungert. Aber mehr wird ja auch nicht verlangt: Rumsitzen und aufpassen. Manchmal in Uniform, meist ohne.

Das ist also das Spekrtum: Ex-Militaers bis arme Wuerstchen in Uniform.

Jetzt koennte man ganz postmodern sagen, dass die Kompetenz egal und nur wichtig ist, dass da jemand sitzt. Als Zeichen das einfach nur sagt: Ich wohne hier und kann mir einen Wachmann leisten. Nun ueberlege ich aber, ob das nicht zu kurz gedacht ist, weil die Qualitaet des Wachmannes ja wiederum selbst ein Zeichen ist. Wer offensichtlich nur arme Wuerstchen beschaeftigt, repraesentiert nicht so viel Status wie jemand, der einen disziplinierten Ex-Militaer hat.

So wie der Lude mit teurer Rolex sich zwar anstrengt, hohen Status zu symbolisieren, aber den wahren Zeichencode der Oberschicht nicht durchdringen kann. Ein wirklich Reicher hebt bei der unsubtilen Kombination von Foenfrisur und dicker Rolex vielleicht nur die Augenbraue.

Vielleicht ueberschaetze ich aber auch die Moeglichkeit, innerhalb des Wachmann-Statussymbols verlaesslich zu differenzieren. Es ist tatsaechlich nicht leicht, "gute" von "schlechten" Wachleuten zu differenzieren.

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