Freitag, 21. November 2008

Und Dehradun...

Wieder eine Reise, diesmal in meiner Eigenschaft als Praktikant. Es ging nach Dehradun, wo ich gleich zwei typisch indische Fortbewegungsarten genutzt habe.

Einmal den Ambassador. Das ist der schneeweiße Luxusschlitten mit britischen Wurzeln, der hier von der Oberschicht bevorzugt wird. Das Ding ist Statussymbol und meist steinalt, weil die Dinger schon ewig produziert werden und anscheinend nicht kaputt gehen. Vom Flughafen und zurück durfte ich also den Komfort dieser Luxuskarosse geniessen. Beim Anlassen hört sich der Wagen ein wenig nach Trabant an, und auch die Beschleunigung haut einen nicht vom Hocker. Auf der Landstraße überholt man natürlich trotz Gegenverkehr und hupt dabei, damit das überholte Fahrzeug Platz macht und auch sonst jeder (z.B. der Gegenverkehr!) alarmiert wird. Weil die Beschleunigung so mies ist, hat der Ambassador lange Überholwege und der Fahrer muss immer extra lange dauerhupen.

Es gibt eine Gardine, mit der man das Rückfenster zuziehen kann. Leider ist die Gardinenstange in Kopfhöhe angebracht, damit man unsanft aufwacht, wenn man trotz Dauergehupe mal einnickt und der Kopf zur Seite fällt. But other than that: Very stylish. Und wenn man irgendwo einfährt, ist jedem gleich klar: Da kommt jemand mit Status.

Zweitens bin ich Wahnsinniger hinten auf einem Motorrad mitgefahren. Typisch chaotischer Stadtverkehr, kein Helm, der Fahrer geht dauernd ans Handy, das er sich zwischen Helm und Ohr klemmt (ja, richtig, ER hatte einen Helm!). Ich versuchte, mich vor Fahrtantritt noch schüchtern zu wehren, dass mir das zu gefährlich sei, aber ich ließ mich durch Situationsdruck und die goldene Brücke des Fahrers ("Everything will be fine!") breitschlagen.

Stunden später im Bett fiel mir dann allerdings auf, was für eine dumme, dumme Entscheidung es ist, sein Leben ungeschützt dem indischen Straßenverkehr anzuvertrauen. Never again.

Mist, das hätte ich nicht schreiben sollen, stattdessen so eine Geschichte draus stricken, wie ich hier als wagemutiger James-Dean-Rocker durchs Leben rausche, oder?

Dehradun ist sonst nicht der Rede wert, im Vergleich mit Delhi natürlich ein verschlafenes Nest.
Als Sehenswürdigkeit gibt es den Berg, auf den man mit dem Auto durch Serpentinen fahren kann. Dort gibt es angeblich Tempel oder sowas zu sehen und man kann auch die Himalaya-Kette erspähen. Das werde ich natürlich nicht machen, da mir bei solchen Gebirgsfahrten sofort schlecht wird, zumal mit dem indischen Fahrstil. Wäre die Stadt nur aufregender, ich werde den Januar und Februar dort zubringen...

Zum Abschluß noch schnell berichtet: Meine Kollegen starrten mich ungläubig an, weil ich Curd Rice nicht kenne. Das ist eine indische Sonderheit: gekochter Reis in kaltem, säuerlichen Quark mit ein paar (Kümmel-?) Körnern und scharfen Gewürzen drin. Kann man hier ohne Beilage so essen, ist optisch und von der Konsistenz mit Milchreis vergleichbar. Schmeckt nicht so dolle, finde ich. Curd Rice!

2 Kommentare:

carmen hat gesagt…

Na, das mit James Dean ist ja auch nicht so gut ausgegangen... von daher ist das schon ok, dass du über die Konsequenzen des indischen Straßenverkehrs für deine Lebensdauer nachdenkst. Jaja.

Ansonsten möchte ich darauf hinweisen, dass FOTOS deine Berichte gut untermalen würden. Bittebittebittebittebittemachfotosvonindien

Anonym hat gesagt…

James Dean-Geschichten wären für den angsthäserischen Christoph auch zu offensichtlich: You LIAR! (... that would Henry Rollins say...)

Bei riskanter Abenteuer-Reise könntest du toll verwackelte Fotos knippsen. Alles wär viel spannender.